SOMA.COV

Long COVID: Psychologische Risikofaktoren und ihre Modifikation

Hintergrund

Ein wesentlicher Anteil von Betroffenen berichtet nach dem Abklingen einer SARS-CoV-2-Infektion von anhalten-den belastenden Körperbeschwerden. Dieses Phänomen wird inzwischen weitläufig als „Long COVID“ bezeichnet. Eine zunehmende Anzahl an Studien befasst sich mit der Untersuchung potentieller Risikofaktoren für die Entwicklung von Long COVID. Neben pathophysiologischen Mechanismen weisen Forschungsergebnisse auf eine Beteiligung psychologischer Faktoren an der Entstehung anhaltender Symptome nach COVID-19 hin. Von den potentiell veränderbaren psychologischen Risikofaktoren scheinen insbesondere krankheitsbezogene Ängste und dysfunktionale Symptomerwartungen eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung von Beschwerden zu spielen.
Hinsichtlich der Entwicklung wirksamer Therapien ist es daher wichtig zu untersuchen, ob Symptome von Long COVID durch eine gezielte Modifikation krankheitsbezogener Ängste und dysfunktionaler Symptomerwartungen verbessert werden können.
Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit der DFG-geförderten Forschungsgruppe SOMACROSS (FOR 5211) durchgeführt.

Ziele

Das primäre Ziel des Projekts ist zu untersuchen, ob Symptome von Long COVID durch die Modifikation krankheitsbezogener Ängste und dysfunktionaler Symptomerwartungen verbessert werden können. Zweitens zielen wir auf die Identifikation zusätzlicher psychosozialer Risikofaktoren für die Aufrechterhaltung von Symptomen ab. Schließlich vergleichen wir Risikofaktoren für die Symptompersistenz bei Long COVID mit Faktoren, die im Rahmen der Forschungsgruppe SOMACROSS identifiziert werden.

Arbeitsprogramm

Um festzustellen, ob sich Symptome von Long COVID durch eine Modifikation krankheitsbezogener Ängste und dysfunktionaler Symptomerwartungen verbessern, führen wir eine bundesweite, Beobachter:innen-verblindete, randomisierte, kontrollierte dreiarmige Proof-of-Concept-Studie durch. Insgesamt werden 258 Patienten mit Long COVID in 3 gleich große Gruppen randomisiert: Erwartungsmanagement zur Reduktion krankheitsbezogener Ängste und dysfunktionaler Symptomerwartungen plus übliche Behandlung (Intervention 1), unspezifische supportive Behandlung plus übliche Behandlung (Intervention 2) bzw. ausschließlich übliche Behandlung (Kontrolle).
In beiden Interventionsgruppen werden 3 individuelle Online-Sitzungen und eine Auffrischungssitzung nach 3 Monaten durchgeführt. Primärer Endpunkt ist die Veränderung der somatischen Symptomschwere am Ende der Intervention. Zusätzliche Risikofaktoren für die Symptompersistenz werden in der Kontrollgruppe untersucht. Vergleiche mit im Rahmen der Forschungsgruppe SOMACROSS identifizierten Risikofaktoren für andere Erkrankungen dienen Erkenntnissen hinsichtlich krankheitsspezifischer und allgemeiner Wirkmechanismen für anhaltende Körperbeschwerden.

Erwartete Auswirkungen

Das Projekt wird relevante Erkenntnisse zu den Wirkmechanismen einer Erwartungsmanagement-Intervention bei Patient:innen mit Long COVID erbringen, die bei erwiesener Wirksamkeit eigenständig oder im Rahmen umfassenderer therapeutischer Ansätze eingesetzt werden kann. Darüber hinaus wird das Projekt ein besseres Verständnis der Symptompersistenz bei Long COVID ermöglichen, indem zusätzliche krankheitsspezifische Risikofaktoren identifiziert werden.

Durch den Vergleich mit der Forschungsgruppe SOMACROSS wird aufgedeckt, welche Risikofaktoren und Mechanismen der Symptompersistenz krankheitsspezifisch und welche krankheitsübergreifend wirksam sind.
Durch das gewonnene Verständnis dieser komplexen biopsychosozialen Mechanismen wird die Entwicklung von wissenschaftlich basierten Interventionen zur Behandlung belastender persistierender Symptome im Allgemeinen möglich.