Ein Highlight für die Patienten
„Wenn wir kommen, freuen sich die Patienten“, sagt Bianca Stuchlik, Verpflegungsassistentin der Klinik Gastronomie Eppendorf (KGE). Gemeinsam mit rund 260 Kolleginnen und Kollegen sorgt sie für das leibliche Wohl der UKE-Patientinnen und Patienten auf den Stationen. Nur die Zimmer für die Corona-Patienten sind tabu, dort übernehmen zurzeit Pflegekräfte die direkte Essensversorgung.
„Bei der äußeren Schleuse zum Corona-Bereich ist für uns Schluss, aus Sicherheitsgründen“, erklärt Yvonne Habermann, die im Mai die Leitung der gastronomischen Patientenversorgung im Bereich Klinikgastronomie am UKE übernommen hat. Ansonsten gilt wie immer: Mahlzeit ist Wahlzeit. Die kulinarischen Wünsche werden individuell vor jedem Essen abgefragt. Was darf es heute für Sie sein? Milder Gouda oder kräftiger Emmentaler, Mailänder Salami oder gekochter Schinken? Kerniges Schwarzbrot oder knackiges Brötchen? Zum Frühstück und Abendbrot ist der Servierwagen entsprechend üppig bestückt. Bianca Stuchlik fährt das „rollende Büffet“, wie sie den Wagen nennt, von Tür zu Tür, in Corona-Zeiten selbstverständlich mit Mund-Nasen-Schutz. Sie stellt das Essen wunschgemäß zusammen, trägt das Tablett direkt zum Klapptisch ans Bett der Patienten, auch zu jenen, die körperlich fit sind und sich normalerweise selbst am Büffet bedienen würden. „Reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt sie.
20 Gerichte auf der Menükarte fürs Mittagessen
Die Menükarte fürs Mittagessen umfasst mehr als 20 Gerichte - herzhaft oder magenschonend, vegetarisch oder vegan, die vorgegart zu den jeweiligen Stationsküchen geliefert, dort schonend erhitzt, auf weißem Porzellan angerichtet und unter einer silbernen Cloche mit dem Hauch von Grand Hotel serviert werden. „Lachs in Safran-Senf-Sauce mit Bandnudeln sowie die Kartoffelsuppe mit Wiener Würstchen stehen ganz hoch im Kurs, und von unserer Linsenbolognese mit Gnocchi sind auch die Nicht-Veganer begeistert“, berichtet Stuchlik, die seit sieben Jahren „mit großer Freude“ im UKE arbeitet, mittlerweile als Mentorin neue Teammitglieder anleitet und als Springerin je nach Personalbedarf die Stationen wechselt.
Yvonne Habermann, die zuletzt mehrere Jahre für die Personaldisposition der Hamburger Elbphilharmonie und Laeiszhalle verantwortlich war, hat sich vor dem Start im UKE mehrere Wochen lang mit dem neuen Arbeitsbereich vertraut gemacht, auf verschiedenen Stationen mitgearbeitet, Essenswünsche abgefragt, serviert, abgeräumt. Als sie das UKE-Gastronomiekonzept kennenlernte, sei sie „regelrecht geflasht“ gewesen. „Die individuelle Versorgung ist wirklich außergewöhnlich.“ Welches Krankenhaus biete denn schon eine so hochwertige Auswahl an Speisen, die tagesaktuell à la carte bestellt und à la minute, also direkt vor dem Servieren, in den Stationsküchen vorbereitet werden?
Trotz Corona hoher Versorgungsstandard
„Auch in der Coronakrise können wir unseren hohen Standard halten", betont Habermann. Bis zu 1800 Patienten werden in normalen Zeiten täglich mit Essen versorgt. Aktuell sind es deutlich weniger, da die Bettenbelegung reduziert wurde, um Kapazitätsreserven für Coronafälle bereit zu halten. „Unsere KGE-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter sind äußerst zuverlässig und tun alles, um sich vor einer Infektion zu schützen“, sagt die Chefin der gastronomischen Patientenversorgung. Sie selbst reduziert aus diesem Grund den Kontakt zur Außenwelt auf das Nötigste und vermeidet beispielsweise das Einkaufen in Stoßzeiten. Auch Bianca Stuchlik ist sehr bestrebt, „nicht zwischen zu viele Menschen zu geraten“, und erledigt ihren Einkauf nur noch alle 14 Tage.
Am UKE wissen die Patientinnen und Patienten die gute Versorgung zu schätzen. „Wer hier einen längeren Aufenthalt hat, freut sich über die breite Auswahl“, sagt Stuchlik. Überhaupt hätten die Mahlzeiten für Patienten eine besondere Bedeutung: „Wir bringen ihnen damit Genuss und Abwechslung. Wir sind für sie das Highlight des Tages.“ Für manche, die einige Zeit nicht essen durften oder konnten, sei dies zudem ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Normalität. „Sie sind gestärkt und spüren von Tag zu Tag, dass es ihnen bessergeht.“
Für ein nettes Wort ist immer Zeit
Natürlich gebe es auch mal Patienten, die unwirsch reagieren oder sich beklagen, weil ihre Sonderwünsche nicht erfüllt werden können. „Dafür habe ich Verständnis; vielleicht haben sie Sorgen, fühlen sich unwohl, leiden unter Schmerzen.“ Und auch wenn die Abläufe eng getaktet sind: „Für ein nettes Wort ist immer Zeit.“ Die Patienten seien dankbar für diese Zuwendung. „Da kommt ja wieder die Dame, die immer so strahlt!“, hat kürzlich einer freudig ausgerufen, als er Bianca Stuchlik mit dem rollenden Frühstücksbüffet sah. „Das tut mir auch gut“, sagt sie.