Häufige Fragen zur Behandlung (FAQ)
1. Was erwartet mich beim ersten Termin?
Beim ersten Termin sprechen wir in der Regel mit Kindern, Jugendlichen und den Eltern zunächst gemeinsam. Wir fragen allerdings auch immer zu Beginn, ob dieses Vorgehen für alle in Ordnung ist und können uns auch getrennt miteinander unterhalten. Meistens beginnt ein Gespräch damit, dass uns Jugendliche erzählen, was sie zu uns führt und wie wir vielleicht weiterhelfen können. Auch erfragen wir einige Aspekte zur Lebenssituation, der Entwicklung und den wichtigen sozialen Beziehungen. Wir versuchen so, einen ersten Eindruck davon zu bekommen, wie jemand sich selbst und in Beziehungen zu anderen erlebt.
Wenn Sie das erste Mal zu uns kommen (einen Termin für ein Erstgespräch haben), bringen Sie bitte immer eine Stunde Zeit mit. Sie werden vor dem Gesprächstermin gebeten, einige Dokumente zum Datenschutz/ zur Schweigepflichtsentbindung auszufüllen sowie an unserem begleitenden Forschungsprojekt teilzunehmen.
2. Wie geht es nach dem Erstgespräch weiter?
In der Regel werden Folgetermine vereinbart, die dem vertiefenden Kennenlernen dienen. Dazu gehören Einzelgespräche und Elterngespräche, sowie Familiengespräche, wenn dieses sinnvoll erscheint.
3. Muss ich etwas mitbringen oder mich vorbereiten?
Zum Erstgespräch müssen keine besonderen Unterlagen mitgebracht werden. Falls es ältere Arztbriefe gibt, lesen wir diese gern im Anschluss an ein persönliches Kennenlernen.Viele Familien bringen im Verlauf jedoch zum Beispiel Fotos oder Familienalben mit, um daran die Entwicklung eines Kindes noch lebendiger beschreiben zu können. Das ist oft für alle Beteiligten spannend.
4. Wie viele Termine finden statt?
Wir haben keine einheitliche Regelung. Manchmal reicht zunächst ein einzelner Termin zur Beratung aus und wir verbleiben „offen“, ob und wann ein weiterer stattfinden kann. Manche Kinder und Jugendliche begleiten wir über Jahre bis in das Erwachsenenalter in unterschiedlicher Häufigkeit. Um fundiert beraten zu können und gemeinsam über das weitere Vorgehen zu entscheiden, sind in unserer Erfahrung mindestens zwischen 5-8 Termine wichtig.
5. Was ist eine sogenannte „Zweitmeinung“?
Eine zweite Meinung einzuholen hat eine lange Tradition in der Medizin und wird immer dann gemacht, wenn eine gravierende und sehr weitreichende, das eigene Leben verändernde Entscheidung ansteht. Konkret bedeutet das, wenn z.B. nach längerer Behandlung körpermedizinische Maßnahmen umgesetzt werden sollen, besucht man für ein weiteres, einmaliges Gespräch eine*n spezialisierten Kolleg*n, die oder der ebenfalls zum Behandlungswunsch des Jugendlichen Stellung bezieht. Diese Maßnahme dient der Absicherung aller Beteiligten und bietet den Jugendlichen auch die Möglichkeit, nochmals mögliche bestehende Unsicherheiten gegenüber einer zweiten, neutralen Person ansprechen zu können.
6. Eigentlich möchte ich niemandem von mir oder meinen Gefühlen und Gedanken erzählen, sondern ausschließlich eine Hormonbehandlung.
Wenn du dir klar darüber bist, dass eine längerfristige Auseinandersetzung mit dir selbst, deinem Erleben und der eigenen Selbstwahrnehmung nicht in deinem Sinne ist, können wir dir vermutlich zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiterhelfen, da wir immer einen längeren Prozess, der auch elementar ein „sich selbst hinterfragen“ als Ganzes beinhaltet, anbieten.Zudem arbeiten wir so, dass wir immer die gesamte Person in ihrer Entwicklung und ihrem individuellen Gewordensein kennenlernen möchten, d.h. wir sprechen auch über Themen mit dir, die mit trans* vielleicht wenig zu tun haben. Eine rein auf das schnelle Indizieren von körperlichen Maßnahmen angelegte Behandlung bieten wir im Jugendalter nicht an.
7. Gibt es eigentlich eine „richtige“ Transentwicklung?
Nein. Jeder Weg und jede Entwicklung ist immer höchst individuell. Menschen variieren stark im Alter, indem ihnen klarer wird, dass sie sich vielleicht nicht deckungsgleich zu ihrem körperlichen Geschlecht fühlen. Manche spüren das schon als Kind, andere erste mit Einsetzen der pubertätsbedingten Veränderungen, wieder andere sogar erst im Erwachsenenalter. Uns ist es wichtig, gemeinsam mit dir verstehen zu lernen, wie du deine eigenen Empfindungen in verschiedenen Stationen deiner Entwicklung erlebt und/oder verarbeitest und gezeigt hast. Manche Jugendliche haben uns berichtet, dass sie im Internet eine Art von Liste gefunden haben, die eine „ideale Transentwicklung“ beschreibt. Solche „Beweise“ benötigen wir nicht, da auch eigene Unsicherheiten und Unklarheiten Raum finden dürfen.
8. Was ist eine „Alltagserprobung“ und wozu ist diese wichtig?
Alltagserprobung ist ein etwas altertümliches Wort für einen sehr wichtigen Schritt im Leben eines jeden Menschen, der/die sich nicht in seinem biologischen Körper wohl fühlen kann. Darunter versteht man einen Rollenwechsel in die erlebte Geschlechtsrolle in den wesentlichen Lebensbereichen (Familie, Freunde, Schule etc.). Dieser Schritt ist deshalb so wichtig, weil er einem betroffenen Menschen hilft, aus dem Bereich der Phantasie („ich stelle mir vor, ein Leben als Junge/Mädchen ist besser“) in den Bereich der realen Erfahrung („wie fühlt es sich nun an, als Junge/Mädchen zu leben“ und „wer bin ich nun eigentlich als Junge/ Mädchen wirklich“) einzutreten.
9. Ich habe gelesen, dass der „erste Schritt“ immer Pubertätsblocker sind, stimmt das?
Nein. Es gibt weder ein Ablaufschema mit einzelnen Behandlungsschritten, die aufeinander zwangsläufig folgen, noch sind GnrH-Analoga („Pubertätsblocker“) für jeden Jugendlichen sinnvoll.
10. Ich habe gehört, dass auch noch eine wohnortnahe ambulante Psychotherapie empfohlen wird. Ist das nicht viel zu viel?
Viele der Familien, die bei uns in Behandlung sind, haben einen weiten Anfahrtsweg, sodass Termine nicht so regelmäßig und oft stattfinden können, wie es sinnvoll wäre. Eine Psychotherapie vor Ort ist dann eine gute Ergänzung zur Behandlung bei uns. Wir tauschen uns auch gern mit den Kolleg*innen aus, die diese Behandlung übernehmen, wenn du Dein Einverständnis gibst. Bei anderen Kindern und Jugendlichen wird deutlich, dass neben der Identitätsfrage weitere, manchmal gravierende andere Probleme begleitend bestehen, sodass eine wohnortnahe und intensive Psychotherapie erstmal stattfinden sollte, um solche Probleme bewältigen zu können und Ressourcen zu stärken.
11. Ich mache mir Sorgen, dass einige Dinge, die ich von mir erzählen könnte, dazu führen, dass ich keine von mir gewünschten Maßnahmen erhalte.
Wir arbeiten nicht mit einer Kriterienliste, die bestimmte Erlebensweisen, Symptome, Beschwerden oder Lebensereignisse als Voraussetzung für gewünschte körpermedizinische Behandlungen ausschließt. In Verläufen, in denen zum Beispiel gravierende weitere psychische Probleme auftreten, versuchen wir immer die Interaktion mit der Identitätsentwicklung und dem Selbsterleben als Trans* besser zu verstehen. Es braucht keine psychische Gesundheit als strenge Voraussetzung. Es braucht allerdings tatsächlich eine Offenheit sich selbst, den eigenen Unsicherheiten und Zweifeln und auch uns gegenüber, um ein gemeinsames Vorgehen zu finden! Es gibt darüber hinaus drei innere Situationen, die tatsächlich körpermedizinische Behandlungen für den aktuellen Zeitpunkt erst einmal ausschließen: akute Psychosen, Suchterkrankungen und akute Suizidalität.
12. Kann ich auch eine stationäre Behandlung bei Ihnen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie machen?
Generell ja. Wir müssen jedoch einschränkend dazu sagen, dass wir als Klinik der stationären Versorgung der Stadt Hamburg verpflichtet sind, in Hamburg gemeldete Patienten bevorzugt stationär aufzunehmen. Das kann bedeuten, dass längere Wartezeiten auf einen Behandlungsplatz entstehen. Wir können im Einzelfall, aus unserer langen Zusammenarbeit mit verschiedenen Kliniken in Deutschland, jedoch oft eine geeignete Klinik empfehlen.
13. Was passiert, wenn ich den Eindruck habe, dass mein/e Behandler*in zu lange zögert, mir körpermedizinische Maßnahmen zu verordnen?
Manchmal erleben wir, dass sich Jugendliche, die sich bei uns vorstellen, ein anderes Tempo in ihrer Behandlung wünschen als wir es anbieten können. Unser Tempo wird von der Erfahrung geleitet, dass Betroffene langfristig zufriedener mit ihrem eigenen Prozess oder einer Transition sind, wenn sie sich damit Zeit gelassen haben. Deshalb bestehen auch wir darauf und hoffen auf Dein Vertrauen in der Beratung. Gerade in den letzten Jahren gibt es immer häufiger Berichte von jungen Erwachsenen, die einen schnell eingeschlagenen Behandlungsweg rückgängig machen wollen. Wir möchten möglichst vermeiden, unsere Patient*innen in eine solche schwierige Situation zu bringen.
14. Warum dauert es so lange, bis ich einen Termin für ein Erstgespräch bekomme?
***Derzeit gibt es für neue Patient*innen leider eine längere Wartezeit, da wir zuerst die weitere Versorgung bestehender Patient*innen sicherstellen müssen. Wir nehmen neue Anmeldungen/Erstgespräche nur an, wenn wir auch Folgetermine anbieten können.***