Was ist ein Aneurysma?

Ein Aneurysma ist eine blutgefüllte Aussackung an einer „Schwachstelle“ der Blutgefäßwand. Bei einem Einriss der Aneurysmawand kann es zu lebensgefährlichen Blutungen in das Nervenwasser (Subarachnoidalblutung) oder sogar in das Gehirn kommen. Durch Druck auf benachbarte Nerven können Lähmungserscheinungen auftreten.

Behandlung nach einer Aneurysmablutung?

Nach einer Blutung in die Hirnwasserräume ist aus medizinischer Sicht die Notwendigkeit einer Behandlung zur Vermeidung einer Nachblutung zwingend, da eine Blutung aus einem Aneurysma bei 1/3 der Betroffenen zum Tode führt. Etwa 1/3 der Betroffenen überleben mit schweren Behinderungen und nur 1/3 der Patienten überleben ohne schwerwiegende Beeinträchtigung.

Auch Zufallsbefunde behandeln?

Die wissenschaftliche Datenlage bezüglich zufällig gefundener Aneurysmen ist nicht sehr belastbar. Es lässt sich leider schwer vorhersagen, ob ein Aneurysma tatsächlich bluten wird. Man geht derzeit davon aus, dass insbesondere kleine Aneurysmen eine sehr geringe Blutungswahrscheinlichkeit besitzen. Die ärztliche Erfahrung zeigt aber, dass die meisten Menschen, die wissen, dass sie Aneurysmaträger sind, mit der Ungewissheit und ständigen Angst vor einer Blutung schlecht leben können.

Wie behandeln?

Eine Behandlung ist möglich unter der Verwendung von sehr weichen Platinspiralen (Coils), die meist von der Leistenschlagader aus durch einen Katheter in das Aneurysma gebracht werden. Das Aneurysma wird so schrittweise „ausgestopft“ ( siehe Bilder ). Dies vermindert die Strömung im inneren des Aneurysmas und ruft die Bildung eines Blutgerinnsels und später einer festen Narbenplatte hervor, welche das Aneurysma verschließt. Bei sehr großen Aneurysmen kann durch Pulsationen ein Teil der Eingangslichtung über Monate frei gelegt werden, so dass eine Nachbehandlung erforderlich sein kann. Die traditionelle Methode ist die Verwendung einer Gefäßklammer (Clip), die nach Eröffnung des Schädels von außen auf das Aneurysma gesetzt wird. Die Wahl des Verfahrens hängt von verschiedenen Faktoren ab, die im Einzelnen mit Ihnen diskutiert werden müssen. Die Behandlung mit Coils hat sich inzwischen – sofern anwendbar – als risikoärmer erwiesen.

Diagnose Aneurysma - Was nun?


Sollte bei Ihnen z.B. im Rahmen einer Kernspintomographie als Zufallsbefund ein Aneurysma der Hirnschlagadern festgestellt worden sein, empfehlen wir in den meisten Fällen die Durchführung einer Katheter-Untersuchung (digitale Subtraktionsangiographie, DSA) der Hirngefäße. Eine solche DSA ist die modernste und genaueste Methode um ein Aneurysma zu beurteilen.

Nach dieser Untersuchung wird in einer interdisziplinären Besprechung zunächst besprochen, ob der Befund therapiebedürftig ist. In einer individuellen Abwägung der genauen Größe, der Lage und dem Erscheinungsbild des Aneurysmas wird das natürliche Blutungsrisiko im Verhältnis zum Behandlungs-Risiko beurteilt. Sollte hiernach das natürliche Lebenszeit-Blutungsrisiko deutlich über dem Behandlungs-Risiko liegen wird eine Behandlung empfohlen. Ansonsten sollte der Befund in regelmäßigen Abständen kernspintomographisch, d.h. mit der Magnetresonanztomographie (MRT) beobachtet werden um eine Größenveränderung auszuschließen.

Sollte Ihnen jedoch eine Behandlung vorgeschlagen werden, wird als Nächstes in Abhängigkeit der Befund-Lokalisation die grundsätzliche Behandlungsmodalität (offen neurochirurgisch oder minimal-invasiv / kathetergestützt) festgelegt. Sollte bei ihnen ein kathetergestütztes Verfahren zum Aneurysmaverschluss empfohlen werden, wird das genaue Vorgehen mit Ihnen im Rahmen des Aufklärungsgespräches vor dem Eingriff oder noch eher in unserer neurovaskulären Sprechstunde ausführlich besprochen.

In unserer Klinik werden unterschiedliche kathetergestützte Verfahren zur Ausschaltung des Aneurysmas angewendet, so dass insgesamt eine sichere und dauerhafte Behandlung aller Aneurysmen gewährleistet werden kann.

Kleines Aneurysma der Basilararterie

Kleines Aneurysma
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Kleines Aneurysma der Arteria basilaris (roter Pfeil).
Platinspirale (Coil) zur Behandlung eines kleinen Aneurysmas
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Die Behandlung erfolgt kathetergestützt mittels einbringen Platinspiralen (Coils) über einen sehr kleinen Katheter direkt in das Aneurysma.
Eingesetzte Platinspirale
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Durch die Coils erfolgt eine vollständige Tamponade (Ausstopfen) des Aneurysmas (roter Pfeil).
Kontrolluntersuchung des behandelten Aneurysmas nach 6 Monaten
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Die Kontrolluntersuchung 6 Monate nach Behandlung zeigt einen persistierendnevollständigen Verschluss des Aneurysmas.

Großes Aneurysma der inneren Halsschlagader

Großes Aneurysma
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Großes Aneurysma der linken intrakraniellen Arteria carotis interna (roter Pfeil).
Aufgrund der Aneurysma Größe & Konfiguration ist eine alleinige Behandlung mit Platinspiralen schwierig.
Stent - Flowdiverter zur Behandlung eines großen Aneurysmas
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Die Behandlung erfolgt kathetergestützt mittels einbringen eines sehr dicht gewobenen Stents (Flowdiverter) in das Gefäß dem das Aneurysma entspringt.
Eingesetzte Platinspirale
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Durch die engen Maschen des Flowdivertes erfolgt eine Umlenkung des Blutstroms mit verlangsamten Fluß in- und aus dem Aneurysma.
Eine 3D Aufnahme direkt nach Implantation des Flowdivertes zeigt eine Stase von Kontrastmittel im Aneurysma (roter Pfeil) als Zeichen der Flußveränderung.
Kontrolluntersuchung des behandelten Aneurysmas nach 6 Monaten
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Die Kontrolluntersuchung 6 Monate nach Behandlung zeigt einen vollständigen Verschluss des Aneurysmas.

Aneurysma in der Aufzweigung der inneren Halsschlagader

Aneurysma an der Aufzweigung der linken intrakraniellen Arteria carotis interna
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Aneurysma an der Aufzweigung der linken intrakraniellen Arteria carotis interna (roter Pfeil).
intraaneurysmatischer Flussdisruptor
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Die Behandlung erfolgt kathetergestützt mittels einbringen eines dicht gewobenen „Körbchens“ (intraaneurysmatischer Flussdisruptor)
Eingesetzter Flussdisruptor,
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Durch die engen Maschen des WEB erfolgt eine Verlangsamung des Blutstroms in das Aneurysma.
Eine Aufnahme direkt nach Implantation des WEB zeigt bereits keine Füllung des Aneurysmas (roter Pfeil).
Kontrolluntersuchung des behandelten Aneurysmas nach 6 Monaten
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Die Kontrolluntersuchung 6 Monate nach Behandlung zeigt einen vollständigen Verschluss des Aneurysmas.


Häufig gestellte Fragen zum Aneurysma:

  • Über die Ursache der Entstehung von intrakraniellen Aneurysmen gibt es mittlerweile viele wissenschaftliche Erkenntnisse. Neben dem Einfluss von kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Arteriosklerose insbesondere bei älteren Patienten haben bei jüngeren Aneurysma-Patienten wahrscheinlich Veränderungen der Bindegewebsstruktur einen Einfluss auf die Entstehung von Aneurysmen.

    Bei Diagnose eines intrakraniellen Aneurysmas lässt sich die Ursache der Entstehung meist nicht sicher feststellen. Ebenso bleibt es meistens unklar wie lange das Aneurysma schon besteht. Nur in einzelnen Fällen lässt sich in erneuter Durchsicht von älteren CT/MRT Aufnahmen feststellen ob der Befund z.B. in geringerer Größe schon länger bestand. Eine Entscheidung über die Indikation zur Therapie wird anhand der aktuellen Größe, Morphologie und Lokalisation gestellt und ist meist nicht von diesen Faktoren abhängig und kann davon unabhängig getroffen werden.

  • Nein, nicht jedes Aneurysma muss grundsätzlich behandelt werden.

    Grundsätzlich unterscheiden wir in der Indikationsstellung zwischen (akut) gebluteten und nicht gebluteten (inzidentellen) Aneurysmen. Bei akut rupturierten Aneurysmen sollte eine sofortige Aneurysma-Ausschaltung angestrebt werden um eine erneute Blutung zu verhindern. Bei inzidentellen Aneurysmen muss das natürliche Risiko (Lebenszeit-Blutungsrisiko) dem perioperativen Komplikationsrisiko gegenüber gesetzt werden. Das natürliche Risiko von Aneurysma Blutungen lässt sich anhand größerer Beobachtungsstudien abschätzen. Dabei haben hauptsächlich die genaue Lokalisation des Aneurysmas, die Größe und die Beschaffenheit der Oberfläche (glatt versus irregulär) einen Einfluss auf das Ruptur-Risiko.
    Durchschnittlich besteht ein kumulatives Ruptur-Risiko von 1% pro Lebensjahr. Zur Berechnung der Lebenszeit Blutungswahrscheinlichkeit muss das individuelle jährliche Blutungsrisiko auf die zu erwartende Lebenszeit extrapoliert werden. Diese Zahl wird nach individueller Therapieplanung in einem ärztlichen Beratungsgespräch dem individuellen Behandlungs-Risiko gegenübergesetzt um auf dieser Grundlage eine Empfehlung zur Therapie zu treffen.

  • Ja, sie dürften als Aneurysma-Träger vor als auch nach einer Behandlung weiter Sport betreiben. Nach aktueller wissenschaftlicher Lage gibt es keine Daten zu einer erhöhten Blutungsrate (vor einer Behandlung) oder einer erhöhten Rezidivrate/Neuentstehungsrate von Aneurysmen im Rahmen sportlicher Betätigung. Da ein erhöhtes kardiovaskuläres Risikoprofil (z.B. Bluthochdruck und Arteriosklerose) einen negativen Einfluss auf die Entstehung sowie auf das Blutungsrisiko von Aneurysmen haben ist eine normale sportliche Betätigung wahrscheinlich empfehlenswert. Auf das Heben schwerer Gegenstand hat nach aktuellen Stand der Wissenschaft keinen Einfluss auf das Ruptur-Risiko von Aneurysmen. Außergewöhnlich starke und somit ungewohnte Belastung sollte nach Möglichkeit vermieden werden.

  • Ja. Flugreisen haben keinen Einfluss auf die Ruptur Rate intrakranieller Aneurysmen.

  • Statistisch besteht bei bekanntem intrakraniellen Aneurysma keine erhöhte Blutungsgefahr im Rahmen der Geburt. Somit muss bei einem in der Schwangerschaft diagnostizierten und nicht gebluteten Aneurysma eine unmittelbare Behandlung vor der Geburt nicht unbedingt angestrebt werden. Da in Einzelfällen (bei insgesamt großer Zahl junger weiblicher Aneurysma-Träger) Aneurysma-Blutungen im Rahmen der Schwangerschaft/unter der Geburt beschrieben sind, empfehlen wir bei Diagnose eines Aneurysmas nach Feststellung der Therapieindikation wenn möglich eine Behandlung vor Weiterführung der Familienplanung.
    Nach vollständigen Aneurysma-Verschluss kann die Familienplanung unbeeinträchtigt fortgeführt werden. Nur in wenigen Fällen (z.B. bei Implantation eines intrakraniellen Stents) besteht nach dem Eingriff die Notwendigkeit einer medikamentösen Blut Gerinnungs-Hemmung, in diesem Rahmen auch kann es durch die embryotoxische Wirkung eines der notwendigen Medikamente die Empfehlung geben eine geplante Schwangerschaft um einige Monate zu verschieben. Dieser Punkt wird wenn notwendig im ärztlichen Aufklärungsgespräch ausführlich besprochen.

  • Nein. In Deutschland haben ca. 3% der Bevölkerung ein intrakranielles Aneurysma.

    In der wissenschaftlichen Literatur besteht ein erhöhtes Risiko eines intrakraniellen Aneurysmas bei zwei Aneurysma-Trägern bei Familienangehörigen ersten Grades. In diesem Fall kann eine prophylaktische MRT-Untersuchung diskutiert werden.

  • In den meisten Fällen ist die Diagnose eines Aneurysmas ein reiner Zufallsbefund ohne jegliche Symptome im Rahmen einer aus anderen Gründen durchgeführten MRT oder CT.

    Nur sehr wenige Aneurysmen (ca. 1%) führen durch Druck auf einzelne ins Auge ziehende Nerven zu neu aufgetretenen oder zunehmenden Sehveränderungen (z.B. Schielen). Bei einem bestehenden und somit bekannten Aneurysma sind in wenigen Fällen Schmerzen im Zusammenhang mit einer festgestellten Aneurysma-Vergrößerung beschrieben worden. Im Falle einer Aneurysma-Blutung kommt es typischerweise zu stärksten Kopfschmerzen. Diese werden von Patienten aufgrund ihrer Ausprägung auch Vernichtungs- oder Donnerschlagkopfschmerz beschrieben.

  • Die wichtigsten beeinflussbaren Faktoren auf die Entstehung und das Wachstum von Aneurysmen sowie auf das Ruptur-Risiko sind Bluthochdruck und Rauchen. Daher besteht bei Aneurysma-Patienten eine besonders dringende Indikation zur regelrechten Einstellung des Blutdrucks sowie eine besondere strenge Empfehlung zur Nikotin-Entwöhnung.