Sicherheitsdienst im Sondereinsatz
Sie patrouillieren, kontrollieren, informieren, unterstützen bei Noteinsätzen: 30 Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sorgen im UKE für die Sicherheit der Mitarbeiter, Patienten und Besucher. Tag für Tag, 24 Stunden lang, auch und insbesondere in Corona-Zeiten. „Aktuell sind wir im Sondereinsatz“, sagt Sicherheitsmann Ricardo Zbierski. Diese Situation sei anders als alles, was er bisher im UKE erlebt habe: „Nie zuvor mussten wir Besucher am Eingang abweisen.“
Normalerweise ist das UKE-Gelände jederzeit für jedermann zugänglich, ein weithin geschätztes Signal der Offenheit. Um eine weitere Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, gilt zurzeit jedoch ein allgemeines Besuchsverbot in Hamburgs Krankenhäusern – also auch im UKE. Der Sicherheitsdienst überwacht die Einhaltung. „Das ist absolut notwendig. Aber jemandem an der Hauptpforte mitzuteilen, dass er seine Mutter nicht in die Ambulanz begleiten darf, weil diese noch gut zu Fuß ist, tut einem schon leid.“ Niemand begebe sich ohne gewichtigen Grund ins Krankenhaus. „Diese Menschen sind in Not, und auch ihre Angehörigen stehen oft enorm unter Stress“, betont Zbierski, der seit 18 Jahren im UKE in Sachen Sicherheit tätig ist.
Wir wollen Patienten und UKE-Mitarbeiter vor COVID-19 schützen
Für Ausnahmefälle gibt es Besucherscheine, die auf der jeweiligen Station beantragt werden können. Die Regelungen sind unterschiedlich, jede Station entscheidet nach Risikoabschätzung. Freunde und Verwandte, die in Gruppen kommen, dürfen allerdings nicht zu den Patienten. „Wenn sechs hier antreten, bleiben auf jeden Fall fünf draußen. Es geht leider nicht anders, denn wir wollen die Patienten und UKE-Mitarbeiter vor COVID-19 schützen.“
Die große Mehrheit der Betroffenen zeigt nach der Erfahrung der Sicherheitsleute Verständnis, wenn sie die Argumente hören. Allerdings sei die Stimmung mitunter nicht ganz so entspannt. „Kein Wunder, denn die Leute können seit Längerem nicht mehr ihr normales Leben führen, das geht vielen an die Nieren und auf die Nerven“, vermutet Zbierski. Er und seine Kollegen versuchen, uneinsichtige Besucher zu beruhigen, indem sie zuhören, Verständnis zeigen. Sie appellieren an die Vernunft und das Verantwortungsgefühl.
Keiner weiß doch, ob er nicht selbst möglicherweise infiziert und damit ein Ansteckungsrisiko für andere ist.
Normalerweise sitzt Zbierski in seinem Büro in der dritten Etage im Westbereich des Geländes. „Wenn das Team unten Verstärkung braucht, springe ich aber selbstverständlich ein.“ In diesen Wochen kommt das recht häufig vor. „Ich bin mehr draußen als am Schreibtisch, auch um zu schauen, ob alles gut läuft oder besondere Unterstützung benötigt wird“, sagt er. Bei den Einlasskontrollen arbeitet das Team mit einer externen Firma zusammen, um die zahlreichen Zugänge rund um das Gelände im Blick zu haben.
Zu den Corona-Sonderaufgaben gehören auch Streifengänge durch die Lagerräume für Händedesinfektionsmittel, Handschuhe, Schutzmasken. Das UKE-Außenlager in Norderstedt wird ebenfalls regelmäßig kontrolliert. „Es geht darum, Präsenz zu zeigen und mögliche Diebstähle zu verhindern. Die Materialien sollen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen, die bei ihrer Arbeit darauf angewiesen sind.“
Als Zbierski 2002 im UKE begann, arbeitete der gelernte LKW-Mechaniker zunächst im Mobilen Sicherheitsdienst, leitete ihn dann lange Zeit. Seit einigen Jahren ist er im Ermittlungsdienst und für Sonderprojekte tätig, dazu gehörten unter anderem die Eröffnung des Neuen Klinikums und des Kinder-UKE sowie die Vorbereitung auf den G20-Gipfel. „Trotz des großen Umfangs handelte es sich dabei letztlich jeweils um Routine-Vorbereitungen – Corona aber ist der Ausnahmefall.“ Von jenen Ausnahmeerfahrungen, die er als junger Bundeswehrsoldat Ende der 90er-Jahre im Kosovo-Einsatz machte und seitdem als schlimme Erinnerungen im Gepäck trägt, spricht Zbierski nur andeutungsweise. „Das kann niemand nachvollziehen, der sein ganzes Leben in zivilisierter Umgebung verbracht hat.“
…Corona aber ist der Ausnahmefall.
Der 40-Jährige hält sich fit mit Radfahren und Escrima, einer philippinischen Kampfsportart. Die achtjährige Tochter und der fünfjährige Sohn halten ihn und seine Frau ebenfalls gehörig auf Trab. Die Zwangsferien ohne Schule, Kindergarten, Spielplatz und Treffen mit Freunden sorgen häufiger für schlechte Stimmung unter den Geschwistern. Sobald Ricardo Zbierski von der Arbeit nach Hause kommt, geht die ganze Familie erstmal eine Runde um den Block. „Bewegung hilft immer“, sagt er und lacht.