Taskforce fürs Herz

Der Erfolg von Herzklappenoperationen ist auch das Ergebnis guter Zusammenarbeit und Aufgabenteilung. Wer durch verschiedene Fachdisziplinen engmaschig betreut wird, verlässt das Krankenhaus schneller und vor allem gesünder.

Von Nicole Sénégas-Wulf

Gute Ideen entstehen oft unterwegs. Prof. Dr. Evaldas Girdauskas brachte von einem Symposium für Herzchirurgie 2018 in São Paulo die Vision eines neuen Versorgungsmodells mit. Aus einem kleinen Krankenhaus am Rande der Stadt, das Patient:innen nach Herzklappeneingriffen in einem multiprofessionellen Team betreute und 24 Stunden später nach Hause entließ. „Für mich war das damals – verglichen mit Liegezeiten in Deutschland von bis zu zwölf Tagen – unvorstellbar“, erinnert sich Prof. Girdauskas, der 2021 von Hamburg nach Augsburg ging und seitdem dort die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie leitet.

Portrait Herr Prof. Evalda Girdauskas
Prof. Dr. Evaldas Girdauskas

Herzklappendefekte sind die zweithäufigste Erkrankung des Herzens. Meistens lassen sie sich minimalinvasiv über einen kleinen Schnitt zwischen den Rippen operieren. Möglich macht dies ein 3D-Kamerasystem. Aus der Vision geht eine randomisierte Studie mit 200 Patient:innen hervor, die im Juli 2021 am UKE und in Augsburg startet und auch im Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg von Girdauskas gesteuert wird.

Das Projekt „Interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung in der Herzchirurgie am Beispiel von minimal-invasiven Herzklappeneingriffen“ (INCREASE) wird mit 5,2 Millionen Euro durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert. Es liegt dem Behandlungskonzept Enhanced Recovery After Surgery (ERAS) zugrunde, das im UKE bei komplexen chirurgischen Eingriffen mittlerweile zum Standard gehört. „INCREASE ist eine Weiterentwicklung, die darin besteht, die Zusammenarbeit verschiedener Professionen auf Augenhöhe in einem gut strukturierten Prozess zu bündeln, in den Patient:innen von Beginn an aktiv eingebunden sind. Und zwar vor, während und nach der Operation“, erläutert der Projektleiter.

Zum Versorgungsteam gehören neben der Herzchirurgie die Anästhesie, Pflege, Physiotherapie, Psychosomatik sowie der Sozialdienst. „Eine Pflegefachperson – die Advanced Practice Nurse, kurz APN – koordiniert den Gesamtprozess und ist erste Ansprechperson für die Patient:innen“, sagt Pflegewissenschaftlerin Luisa Dolata, die im Projekt alle Fäden zusammenhält.

Die Zwischenbilanz? „Extrem positives Feedback der Studienteilnehmenden, die wir mit INCREASE im Schnitt schon nach fünf Tagen in gutem Gesundheitszustand entlassen können“, sagt Prof. Girdauskas. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor sei die schnelle Mobilisierung nach der OP. Obwohl die wissenschaftliche Auswertung noch aussteht, wird in den Unikliniken Hamburg und Augsburg bereits heute nach dem neuen Versorgungskonzept behandelt, damit Patient:innen schneller und gesünder ins Leben zurückkehren können.

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Auf den Projektseiten gibt's mehr Details: www.uke.de/increase