Keine Chance für Langeweile
Gestern Frühdienst auf der 1F. Heute Springerdienst. Morgen Spätdienst. Auf welcher Station? „Das erfahre ich noch“, sagt Anne Laubach. Seit vier Jahren arbeitet die Gesundheits- und Krankenpflegerin im Intensivpflegepool des UKE, wechselt ständig ihre Einsatzorte und kann sich „keine sinnvollere, schönere und abwechslungsreichere Arbeit“ vorstellen.
Zum Intensivpflegepool gehören 47 Pflegefachkräfte. Die „Poolis“ sind auf elf verschiedenen Stationen der Klinik für Intensivmedizin im Einsatz. Sie haben die Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie absolviert oder bringen mindestens sechs Jahre Erfahrung auf zwei Intensivstationen mit. Sie sind versiert in der Handhabung der hochmodernen medizinisch-technischen Geräte, und sie lieben die Abwechslung, denn zum Konzept des Pools gehört der tägliche Stationswechsel. „So bleiben die Teammitglieder in ihrem Wissen“, betont Angelika Lux, Initiatorin und Leiterin des seit 20 Jahren bestehenden Intensivpflegepools, der sich als effektives Ausfallmanagement bewährt hat. „Wir sorgen dafür, dass personelle Engpässe in der Klinik für Intensivmedizin, etwa durch Krankheit oder Urlaub, ausgeglichen werden. Dadurch ist die hohe Qualität in der Intensivpflege stets gewährleistet.“
Ausgeklügelter Einsatzplan fürs Team
Frühdienst auf der 1F, „das fühlt sich wie ein Heimspiel an“, sagt Anne Laubach. Auf dieser Station im Fachbereich Chirurgie mit Schwerpunkt Lebertransplantation hat sie 2015 nachdem Umzug von Saalfeld/Thüringen nach Hamburg angefangen. Zwei Jahre später startet sie die Fachweiterbildung im UKE, tourt 24 Monate durch die Intensivstationen: Neurologie, Chirurgie, Kardiologie und so weiter. Als fachweitergebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie kehrt sie auf die 1F zurück, wechselt aber nach einem Jahr in den Pool. „Wer einmal die Nase in andere Fachbereiche gesteckt hat, möchte das neu angeeignete Wissen auch weiterhin anwenden können“, erklärt die 33-Jährige.
Dafür sorgt der ausgeklügelte Einsatzplan,den Angelika Lux täglich für die Poolmitarbeitenden sowie rund 50 Zeitarbeitende und 100 studentische Sitzwachen erstellt. Vormittags wird der Personalbedarf jeder Intensivstation telefonisch erfragt, im Mittagsmeeting mit den Stationsleitungen die personelle Besetzung festgelegt. Pro Schicht wird zudem nach Möglichkeit ein:e Springer:in eingesetzt, die:der über das Springertelefon kurzfristig bei Arbeitsspitzen, Reanimationen oder Verlegungen gerufen werden kann.
Zu Dienstbeginn geht Anne Laubach über alle Stationen, stellt sich kurz vor, vereinbart Termine. „In einer Stunde steht ein Luftröhrenschnitt an. Ich habe parallel noch eine OP Verlegung. Kannst Du mich unterstützen? “Na klar, genau dafür gibt es ja den Springer, ebenso für die Hilfe bei der Umlagerung von der Schockraumtrage in ein Intensivbett.
Die „Poolis“ erfahren jeweils am Vortag per Mail, auf welcher Intensivstation sie eingeplant sind. Die Arbeitstage und Dienste stehen jedoch schon zwei bis drei Monate im Voraus fest. Individuelle Bedürfnisse werden bei derZeitplanung nach Möglichkeit berücksichtigt. So ist es in besonderen Fällen für Anne Laubach möglich, ihren Frühdienst eine Stunde später zu beginnen. Dies kommt zum Beispiel vor, wenn ihr Ehemann Linus zum Studium in Berlin ist und sie den zweijährigen Sohn Enno vor dem Dienst in die Kita bringt. Dann ist es ihr nicht möglich, Spät- oder Nachtdienste zu machen. Aktuell hat sie ihre Arbeitszeit zudem auf 80 Prozent reduziert. „Für dieses Entgegenkommen des UKE und meiner Teamkolleg:innen bin ich sehr dankbar, dadurch kann ich Beruf und Familie gut vereinbaren.“
Spielplatz statt Station
Vor Dienstbeginn bringt sie Enno in die UKE-Kita, „sieben Minuten mit dem Rad, perfekt“. Auf der 1F ist der Nachtdienst unterdessen schon nach Hause gegangen. Als Anne Laubach zum Frühdienst stößt, wird sie kurz über den Stand der Dinge informiert und verschafft sich be ider „Antrittskontrolle“ einen Überblick: Medikamente checken, Verbände, Zu- und Abgänge, Beatmungssituation, Pupillenkontrolle, Dokumentation. Dann beginnt die Pflege: Hygiene, Umpositionieren, Medikamentengabe und vieles mehr. „Der Tag geht sehr schnell rum. Für Langeweile ist keine Zeit“, sagt sie. Beim Schichtwechsel wünschen die einen „einen wunderschönen Feierabend!“, die anderen „eine ruhige Schicht!“ Für Anne Laubach geht‘s gleich weiter, sie holt Enno aus der Kita ab. Das nächste Ziel steht schon fest: Spielplatz.
Weitere Infos:
jukebox.uke.de/station/intensivpflegepool