Forschungsprojekte unter Beteiligung der Physiotherapie
Laufende Projekte
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Gesundheitliche Prävention in der instrumentalen Ausbildung (GPIA)
Laufzeit: 2024 – 2025
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des ligeti zentrums
Gesundheitliche Prävention ist für Berufsmusizierende, die über lange Zeit repetitive Bewegungen oftmals in statischen Positionen ausführen, ein elementares Thema. Neben biologischen Faktoren sind belastungsbedingte Beschwerden oft auch mit psychosozialen Faktoren assoziiert. In dem Pilotprojekt wird die Machbarkeit eines Seminars für Studierende der Hochschule für Musik und Theater zur gesundheitlichen Prävention erprobt. In dem Seminar entwickeln die Studierenden gemeinsam mit Musiker:innen, Komponist:innen und Physiotherapeut:innen Übungsstücke (Etüden), welche die Verbindung von Musizieren und körperlicher Aktivität schaffen. Im Prä-Post-Design werden neben der Spiel- und Haltungsanalyse mittels Motion Capturing Technik auch eine Messung der Muskelspannung verschiedener Muskeln mittels Oberflächen-Elektromyographie sowie eine Erhebung verschiedener psychosozialer Faktoren mittels Fragebogen erfolgen.
Die Studie wird an der Hochschule für Musik und Theater durchgeführt. Die Abteilung für Physiotherapie ist maßgeblich an der Studienkonzeption, -durchführung und –auswertung beteiligt. Dies umfasst u. a. neben der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes die Durchführung des Seminars für die Studierenden gemeinsam mit dem Lehrpersonal der Hochschule.
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Forcierte postoperative Mobilisierung und Biotracking nach kolorektalen onkologischen Resektionen (INTENSE-Studie)
Laufzeit: 2023 – 2025
Förderung: Hamburger Krebsgesellschaft
Kolorektale Karzinome zählen zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Seit einigen Jahren findet die Behandlung von Patient:innen mit kolorektalen Karzinomen zunehmend im Rahmen eines interprofessionellen Enhanced Recovery After Surgery Vorgehens statt, bei dem verschiedene Maßnahmen der einzelnen Gesundheitsprofessionen rund um die kolorektale Operation gebündelt werden. Bewegung spielt in dem Konzept eine herausragende Rolle, allerdings sind viele Patient:innen im stationären Setting zu wenig körperlich aktiv. In der INTENSE Studie wird ein spezielles Bewegungsprogramm mit Wearables gegenüber dem Standardvorgehen getestet. In der Interventionsgruppe erhalten die Patient:innen Schrittzielvorgaben und ein supervidiertes individualisiertes Übungsprogramm. Der Hauptendpunkt der Studie ist die Zeit, welche die Patient:innen benötigen, um definierte Entlasskriterien zu erreichen.
Die INTENSE Studie wird an der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie durchgeführt. Die Abteilung für Physiotherapie ist maßgeblich an der Studienkonzeption, -durchführung und –auswertung beteiligt. Dies umfasst u. a. neben der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes die Durchführung der stationären Physiotherapie sowie die Schulung der beteiligten Mitarbeitenden, um eine Versorgung der Patient:innen mehrmals täglich zu gewährleisten.
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Prospektive Machbarkeitsstudie zur biofeedback-basierten Physiotherapie bei Patienten nach radikaler Prostatektomie mit erhöhtem Risiko für eine postoperative Inkontinenz mit Evaluation der funktionell-anatomischen Veränderungen der Beckenbodenmuskulatur
Laufzeit: 2022 – 2024
Förderung: Finanzierung aus eigenen Mitteln
Nach radikaler Prostatektomie aufgrund von Prostatakarzinom leiden viele Menschen postoperativ an Harninkontinenz. Physiotherapie für den Beckenboden gilt als effektive Behandlung der postoperativen Inkontinenz. In der Pilotstudie wird die Machbarkeit einer postoperativen ambulanten Physiotherapie für Patienten nach Prostatektomie untersucht. Darüber hinaus sollen mit einem Oberflächen-Elektromyographie mögliche Veränderungen in der Beckenboden-Spannung im Vergleich vor und nach der Prostatektomie sowie vor und nach der Beckenbodenphysiotherapie detektiert werden. Das Projekt wird unter Leitung der Physiotherapie in Zusammenarbeit mit der Martini-Klinik am UKE durchgeführt.
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PhD- Projekt „Entwicklung und Validierung eines Scoring Systems zur Priorisierung der Reihenfolge für eine physiotherapeutische Behandlung von Patient:innen auf der Intensivstation“
Laufzeit: 2021 – 2025
Förderung: DIVI Stiftung
Die Physiotherapie ist eine Kernprofession der Intensivmedizin und maßgeblich am Genesungsprozess von Menschen auf der Intensivstation beteiligt. Erwiesenermaßen profitieren Intensivpatient:innen von einer möglichst frühzeitigen Mobilisierung. Jedoch ist die Ressource Physiotherapie nicht unbegrenzt vorhanden und nicht zu jedem Zeitpunkt gleichermaßen sinnvoll. So besteht die Notwendigkeit ein objektives, zuverlässiges und valides System zu entwickeln, wie möglichst zielgenau die Patient:innen auf der Intensivstation Physiotherapie erhalten, die am meisten davon profitieren.
In ihrer kumulativen Doktorarbeit setzt sich eine Mitarbeiterin der Abteilung für Physiotherapie in Kooperation mit der Klinik für Intensivmedizin mit dieser Fragestellung präzise wissenschaftlich auseinander. Ihre Arbeit wurde 2023 mit der Forschungsförderung im Bereich der intensiv- und notfallmedizinischen Gesundheitsfachberufe der DIVI-Stiftung ausgezeichnet.
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Übersetzung, kulturelle Adaptation und psychometrische Testung der deutschen Version der ICU Mobility Scale (IMS)
Laufzeit: 2021 – 2024
Förderung: Finanzierung aus eigenen Mitteln
Mit der englischsprachigen ICU Mobility Scale (IMS) von Hodgson et al. liegt ein valides und praktikables Instrument vor, um den höchsten Aktivitätslevel von Patient:innen im intensivmedizinischen Setting zu messen. Um die IMS auch im deutschsprachigen Raum nutzen zu können, wird sie im Rahmen des Projektes entsprechend der Leitlinien von Beaton et al. in einem mehrstufigen Verfahren übersetzt, kulturell adaptiert und auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Die Machbarkeitstestung folgt hierbei dem Vorgehen von Hodgson et al. Im letzten Schritt wird die Reliabilität der deutschen Version der IMS im intensivmedizinischen Setting im interprofessionellen Team getestet. Das Projekt wird unter Beteiligung der Pflege durch die Abteilung für Physiotherapie verantwortet. Im Rahmen des Projektes hat eine Physiotherapeutin ihre Bachelorarbeit verfasst.
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Needs, Stage of Change, Barriers, and Facilitators to implement a Physiotherapeutic Fundamental-Goal-Setting-tool in a University Hospital Setting
Laufzeit: 2021-2024
Förderung: Deutsche Gesellschaft für Physiotherapiewissenschaften
Partizipative Zielvereinbarung und die explizite Dokumentation des Zieles sollte Teil eines physiotherapeutischen Prozesses sein. Im stationären Setting kann sich dies als herausfordernd gestalten. Im Rahmen einer Mixed-Methods Studie werden drei Teilprojekte realisiert: 1) Die aktuelle Nutzungshäufigkeit der Dokumentationsmöglichkeit der Zielsetzung in der elektronischen Patient:innenakte wird über mehrere Monate quantitativ ausgezählt. 2) Die Physiotherapeut:innen werden mit Hilfe eines aus der relevanten Literatur abgeleiteten Fragbogens zu ihrer Sicht auf Förderfaktoren und Barrieren zur partizipativen Zielsetzung und Verschriftlichung des Zieles befragt. 3) In Fokusgruppen wird mit Physiotherapeut:innen über die Zielsetzung und deren Verschriftlichung diskutiert. Aus den Erkenntnissen der drei Teilprojekte sollen ggf. Maßnahmen abgeleitet werden, wie die partizipative Zielvereinbarung und die Dokumentation des Zieles im stationären verbessert werden können. Die Abteilung für Physiotherapie ist Mitantragstellerin in Zusammenarbeit mit einer physiotherapeutischen Kollegin aus dem Institut für Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung. Als Ko-Projektleitung sind Mitarbeitende der Abteilung in allen Schritten der Planung, Durchführung und Analyse beteiligt.
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INCREASE – Interdisziplinäre und sektorenübergreifende Versorgung in der HerzChiRurgiE am Beispiel von minimal-invASiven HErzklappeneingriffen
Laufzeit: 2020 – 2024
Förderung: Innovationsfonds
Im Rahmen einer multizentrischen, prospektiven randomisierten kontrollierten Studie erhalten Patient:innen mit Herzklappenerkrankungen ein spezialisiertes, multimodales perioperatives Protokoll (enhanced recovery after surgery = ERAS), welches auf die Optimierung des Erholungsprozesses der Patient:innen nach minimal-invasiver Herzklappenrekonstruktion abzielt. Dabei sind u. a. präoperative Maßnahmen zur optimalen Vorbereitung und früh einsetzende hochintensive Physiotherapie postoperativ feste Bestandteile des ERAS Protokolls. Die Kontrollgruppe erhält die Standardversorgung. Primäre Endpunkte sind die Anzahl der hospitalisierten Tage (aufgrund kardialer Ursachen) innerhalb eines Jahres sowie der körperliche Zustand der Patient:innen gemessen mit dem 6‐Minuten‐Gehtest am Tag der Entlassung.
Die Abteilung für Physiotherapie ist Mitantragstellerin und Konsortialpartnerin in dem Projekt. Neben der physiotherapeutischen Begleitung der Patient:innen, welche einen hohen Stellenwert im ERAS Protokoll besitzt, und der Testung der Patient:innen sind wissenschaftlich Mitarbeitende aus der Physiotherapie an dem gesamten Projekt und dessen wissenschaftlicher Planung, Durchführung und Evaluierung beteiligt.
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Wissenschaftliche Projekte in der Kinderklinik am UKE
Laufzeit: kontinuierlich
Ein besonderer Schwerpunkt der Kinderklinik am UKE ist die Erforschung von seltenen Erkrankungen. Das physiotherapeutische Team der Kinderklinik ist nahezu kontinuierlich im wissenschaftlichen Einsatz und unterstützt die Erforschung von medikamentösen und Gentherapien bei Kindern vor allem mit neuromuskulären Erkrankungen. Die Expertinnen für motorische und sensorische Entwicklung beurteilen dabei anhand studienspezifisch ausgewählter Assessments den motorischen Status der Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten der applizierten Therapien. Aktuell begleitet die Physiotherapie der Kinderklinik Studien zur Behandlung von Morbus Canavan (ASPA), der Duchenne Muskeldystrophie (GIVINOSTAT) sowie der spinalen Muskelatrophie (ENVISION und Zolgensma).
Abgeschlossene Projekte
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Förderung der körperlichen Aktivität von Patient:innen im Krankenhaus aus interprofessioneller Sicht der Beschäftigten
Laufzeit: 2019 – 2021
Förderung: ZVK – Stiftung
Patient:innen im Krankenhaus sind, über alle Alters- und Erkrankungsgruppen hinweg, nur unzureichend körperlich aktiv. Mit Hilfe von Fokusgruppendiskussionen sollen die Professionen Physiotherapie, Pflege und Ärzteschaft ihre wahrgenommen Förderfaktoren und Barrieren von körperlicher Aktivität von Patient:innen im Krankenhaus darlegen können. Die Ergebnisse der Fokusgruppendiskussionen können helfen Handlungsbedarfe und Maßnahmen auf Verhaltens- und Verhältnisebene zu identifizieren. Das Projekt liegt in der alleinigen Verantwortung der Abteilung für Physiotherapie.
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Forschungsplattform „Chronic Pelvic Pain Syndrome (CPPS)“
Laufzeit: 2012 – 2018
Förderung: PRANA – Stiftung
Chronic Pelvic Pain Syndrome ist ein wenig bekanntes, aber weit verbreitetes Schmerzsyndrom im Bereich des Unterbauches und geht mit vielfältigen Symptomen und Einschränkungen der Lebensqualität der betroffenen Frauen und Männer einher. Im Rahmen der Forschungsplattform wurde eine Interdisziplinäre Spezialsprechstunde Chronischer Unterbauchschmerz implementiert und wissenschaftlich begleitet. Ein weiteres Projekt innerhalb der Plattform war die Eruierung der Machbarkeit einer kombinierten Physio- und Psychotherapie mitHilfe einer kontrollierten Pilotstudie.
Die Abteilung für Physiotherapie war Mitantragstellerin der Forschungsplattform und somit in sämtliche Projektschritte sowohl in der physiotherapeutischen Behandlung und Begleitung der Patient:innen mit CPPS als auch in der wissenschaftlichen Planung, Durchführung und Evaluation von Sprechstunde und Pilotstudie eingebunden. Darüber hinaus promovierte eine Physiotherapeutin in der Forschungsplattform über den physiotherapeutischen Prozess bei CPPS.
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Förderung der Teilhabe an Alltagsaktivitäten bei Schlaganfallpatienten durch modifizierte Constraint-induced movement therapy (home CIMT)
Laufzeit: 2011 – 2018
Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung
In der Rehabilitation von Menschen mit Schlaganfall steht mit der Constraint Induced Movement Therapy (CIMT) ein evidenzbasiertes Konzept für die Verbesserung der Funktion des betroffenen Arms zur Verfügung. Durch Restriktion des nicht-betroffenen Arms wird der Mehrgebrauch des betroffenen Arms forciert. Bisher war dieses Konzept allerdings vorwiegend im stationären Bereich verortet, ein vergleichbares ambulantes Konzept fehlte, so dass das Ziel des Projektes die Entwicklung einer modifizierten Form von CIMT in der Häuslichkeit der Patient:innen war. In einer randomisierten kontrollierten Studie konnte die Effektivität von home CIMT in Hinblick auf Verbesserung des Gebrauchs sowie des Einsatzes des betroffenen Arms bei Alltagsaktivitäten aufgezeigt werden.
Die Abteilung für Physiotherapie war Mitantragstellerin und somit in sämtliche Projektschritte eingebunden. Diese umfassten u. a. neben der wissenschaftlichen Begleitung des Projektes auch die Schulung der beteiligten ambulant tätigen Physio- und Ergotherapeut:innen. Im Sinne der Implementierung in die abmulante Versorgung wurden die Erkenntnisse aus dem home CIMT Projekt in die Fortbildung homeCIMT-Konzept überführt. Das Projekt wurde mit mit dem David Sackett-Preis 2016 sowie dem Dr. Lothar-Beyer-Preis 2016 ausgezeichnet und war für den MSD Gesundheitspreis 2016 nominiert.