Chronical illness-related LIMitations in the Ability to cope with rising TEmperatures (“CLIMATE Study”)
Hintergrund
Zu den häufigsten Krankheiten älterer Patienten gehören Diabetes mellitus, kardiovaskuläre Erkrankungen und Lungenerkrankungen, bei denen Hitze zu zusätzlichen negativen Gesundheitsfolgen führen kann. Die Befähigung von Menschen mit chronischen Krankheiten, hitzebedingte Gesundheitsrisiken zu erkennen und in solchen Situationen angemessen zu handeln, ist ein wesentliches Element des Schutzes der Bevölkerung vor den negativen Auswirkungen der Hitze. So können beispielsweise individuelle Kühlungsstrategien dazu beitragen, die physiologische Hitzebelastung und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken deutlich zu reduzieren. Gegenwärtig gibt es bereits ein breites Spektrum von Empfehlungen verschiedener Akteure zum Umgang mit Hitze. Der mögliche gesundheitliche Nutzen dieser Empfehlungen ist jedoch unter Alltagsbedingungen noch nicht ausreichend erforscht. Insbesondere fehlt es an Daten für Menschen mit chronischen Krankheiten.
In der CLIMATE-Studie soll daher ermittelt werden, in welchem Maße ältere, chronisch kranke Patienten während heißen Tagen Beeinträchtigungen ihrer Gesundheit erleben und in welchem Maße der individuelle Umgang mit Hitze zum Schutz vor diesen Gesundheitsstörungen beitragen kann.
Vorgehen
Der Umgang mit Hitze wird mit einem selbstentwickelten Instrument erfasst. Grundlage der Entwicklung war die Literatur zur Messung von Resilienz sowie zu protektiven Faktoren und Maßnahmen zur Vermeidung von negativen Effekten von Hitze auf den Gesundheitszustand chronisch kranker Personen. Die identifizierten Items wurden zwischen 2. und 12. Mai 2023 von einem Expertenpanel der Fachgebiete Allgemeinmedizin, Geriatrie, Kardiologie, Diabetologie, Pulmonologie, Psychiatrie, Nephrologie und Notfallmedizin und Klimatologie hinsichtlich Eindimensionalität, Relevanz, Beeinflussbarkeit und Evidenzbasierung bewertet. Reliabilität und Validität der ausgewählten Items wurden im Rahmen unserer Studie überprüft.
Anschließend wurden eine prospektive Kohortenstudie durchgeführt. Eingeschlossen werden alle Patienten mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen, bei der potentielle Gesundheitsrisiken durch Hitze bestehen. Die Ausschlusskriterien beinhalteten schlechte Deutschkenntnisse, mangelnde Einwilligungsfähigkeit und funktionale Einschränkungen, z.B. Blindheit. In kooperierenden Praxen wurden geeignete Patienten zur Teilnahme an der Studie eingeladen werden. Bei Interesse konnten sich die Patienten nach informierter Einwilligung online registrieren und den Baseline-Fragebogen ausfüllen. Anschließend erfolgten Follow-Up-Befragungen, die an sowohl möglichst heißen als auch kälteren Tagen stattfanden.
Expositionsvariable diente der sog. „Hitzeindex“, der anhand von Daten zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit der nächstliegenden Messstation des Deutschen Wetterdienstes berechnet wurde. An allen Follow-Up-Befragungen wurde von Patienten ein Symptomtagebuch ausgefüllt, das verschiedene Beschwerden erfasst, die durch Hitze ausgelöst werden können, z.B. Schwindelgefühle, Depression/Ängstlichkeit oder Kopfschmerzen. Die Studie wurde zwischen dem 24 Juli und 3. September 2023 mit 294 Beobachtungen von 61 Patienten aus 14 Praxen pilotiert. Die zweite Erhebungswelle mit 4.434 Beobachtungen von 509 Patienten aus 64 Praxen wurde zwischen 23. Mai und 19. September 2024 umgesetzt.
Erwarteter Nutzen, erwartete Ergebnisse
Die Kenntnis über die Korrelation zwischen chronischen Erkrankungen und dem Umgang Hitze auf der einen und der Symptombelastung auf der anderen Seite, könnte Hausärzten dabei helfen, chronisch Kranke in Hitzeperioden besser zu betreuen. Mögliche Interventionen können z.B. Schulungen oder die Beauftragung eines Pflegedienstes umfassen.
Veröffentlichungen
Jordan A, Nothacker J, Paucke V, Hager K, Hueber S, Karimzadeh A, Kötter T, Löffler C, Müller BS, Tajdar D, Lühmann D, Scherer M, Schäfer I. Association between self-reported protective behaviour and heat-associated health complaints among patients with chronic diseases in primary care: Results of the CLIMATE pilot cohort study. JMIR Public Health Surveill 2024;10:e58711.[IS1]
Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (01GY2109)
Voraussichtliche Projektlaufzeit: Mai 2023 bis April 2025
Ansprechpartnerin: Julia Nothacker, Valentina Paucke
Kontakt: climate@uke.de