Hinderliche und förderliche Faktoren der Entwicklung und Nutzung empathischer Fähigkeiten bei Hamburger Medizinstudierenden – eine qualitative Interviewstudie
Nadine Janis Pohontsch, Anne Stark, Martin Scherer
Hintergründe und Ziele
Eine gelungene Arzt-Patienten-Kommunikation hat sowohl auf psychosoziale als auch auf physische Outcomes von Patienten positive Einflüsse. Die Fähigkeit zu empathischem Verhalten nimmt dabei einen hohen Stellenwert ein. In verschiedenen Studien wurden Hinweise auf eine Verringerung der Empathie bei Medizinstudierenden im Laufe des klinischen Abschnitts des Studiums gefunden. Der derzeitige Stand der Forschung kann jedoch die Frage, welche Faktoren den beobachteten Abfall der Empathie bei Medizinstudierenden begünstigen und welche diesen Abfall verhindern, nicht endgültig beantworten. Ohne eine eindeutige Identifikation dieser Faktoren ist es schwierig, Interventionen zu entwickeln, die dieser negativen Entwicklung entgegen wirken und eine positive Entwicklung empathischer Fähigkeiten fördern. Ziele dieser Studie sind 1. die Beschreibung dessen, was Studierende unter Empathie im klinischen Kontext verstehen 2. die Identifikation von förderlichen und hinderlichen Faktoren für die Steigerung bzw. Verstetigung empathischen Fähigkeiten aus der Sicht der Studierenden in verschiedenen Phasen des Studiums und 3. die Identifikation von potentiellen Unterschieden zwischen Studierenden mit höheren und niedrigeren Empathie-Ausprägungen.
Design und Methodik
24 Medizinstudierende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wurden im Zeitraum von April bis Juli 2016 mittels qualitativer leitfadengestützter Interviews befragt. Zusätzlich füllten die Studierenden zwei Fragebögen zur Einschätzung ihrer empathischen Fähigkeiten aus. Insgesamt wurden jeweils sechs weibliche und männliche Studierende im 6. Semester und während ihres Praktischen Jahrs in die Studie eingeschlossen. Die Interviews wurden digital aufgenommen und vollständig transkribiert. Die Interviews wurden basierend auf der Methode der thematischen Analyse nach Braun & Clarke ausgewertet.
Ergebnisse
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie Medizinstudierende klinische Empathie definieren, welche Faktoren, als auch Merkmale des Studiums sich aus ihrer Sicht positiv oder negativ auf die Entwicklung empathischer Fähigkeiten auswirken und wie diese verändert werden könnten.
Geplante Ergebnisverwertung
Unsere Ergebnisse zeigen, wie Medizinstudierende Empathie definieren und welche Faktoren (bezogen auf das Studium, die Studierenden, die Patienten und die allgemeinen Rahmenbedingungen) sich hinderlich oder förderlich auf empathische Fähigkeiten auswirken. Problembereiche, aber auch Ansatzpunkte für positive Veränderungen wurden identifiziert. Die Reformstudiengänge, z. B. iMed-Studiengang in Hamburg, mit der frühen Integration praktischer Erfahrungen und Kommunikationstrainings sind ein Schritt in die richtige Richtung.
Geplante Ergebnisverwertung
Die Erkenntnisse dieser qualitativen Studie werden in zwei wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht und können zur Modifikation von Inhalten des Medizinstudiums genutzt werden.
Förderer: Forschungsförderungsfonds der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg
Laufzeit: Januar 2016 bis Dezember 2016
Ansprechpartnerin:
Nadine Pohontsch