Entwicklung eines medikationsbasierten Chronic Disease Score (medCDS)
Ingmar Schäfer, Hendrik van den Bussche, Martin Scherer
Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Studie wurde ein Multimorbiditätsindex entwickelt und validiert, mit dem anhand von Medikationsdaten eine Einschätzung der Krankheitslast von chronisch kranken Patienten in Deutschland vorgenommen werden kann.
Hintergrund
Multimorbiditätsindizes werden verwendet, um den Gesundheitszustand charakterisieren und gesundheitsbezogene Outcomes vorhersagen zu können. Medikationsbezogene Modelle sind vor allem dann attraktiv, wenn Diagnosen nicht dokumentiert, inkonsistent oder nicht valide und reliabel sind. Für Deutschland war bislang kein medikationsbasierter Multimorbiditätsindex verfügbar.
Methodik
Als erster Schritt wurde eine Liste der Medikation erstellt, mit der die chronischen Krankheiten mit der höchsten Prävalenz bei älteren Menschen in Deutschland evidenzbasiert behandelt werden können. Auf Basis dieser Liste wurde ein Score (medCDS) entwickelt, mit dem die Mortalität von älteren ambulanten Patienten mit Multimorbidität vorhergesagt werden kann. Als Lernstichprobe diente die große deutsche Studie MultiCare Cohort Study. In unabhängigen Kohorten (ESTHER, KORA-Age) wurde auf Basis einer Receiver-Operating-Characteristic-(ROC)-Kurve die Leistungsfähigkeit des medCDS überprüft und mit der Vorhersagekraft von bereits vorliegenden medikationsbasierten Scores und einem Score, der aus ausgewählten Codes des anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikationssystem (ATC) gebildet wurde.
Ergebnisse
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass der neu entwickelte, medikationsbasierte Chronic Disease Score, der auf vorliegenden Behandlungsstandards beruht, die Mortalität von älteren multimorbiden Patienten signifikant besser vorhersagt als vergleichbare, bereits vorliegende Scores.
Veröffentlichungen
Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung (01ET1006A-K).
Lauftzeit: Januar 2011 bis Dezember 2014
Anschprechspartner Ingmar Schäfer