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Interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikation im Pflegeheim (INTERPROF)

Britta Tetzlaff, Martin Scherer

Hintergrund und Ziele

In Deutschland waren im Dezember 2011 laut Statistischem Bundesamt im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes (SGB XI) 2,5 Millionen Menschen pflegebedürftig, davon wurden 30% (743 000) vollstationär in Heimen versorgt (Statistisches Bundesamt, 2013). Die Prognosen zur Entwicklung der Pflegebedürftigkeit zeigen, dass in Deutschland die Zahl der stationär untergebrachten Pflegebedürftigen in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen wird (Sachverständigenrat, 2009). Um eine hochwertige medizinische Versorgung in Pflegeheimen zu gewährleisten, ist eine Zusammenarbeit aller beteiligten Berufsgruppen wesentlich. Ziel dieser Studie war es, ein Modell zur interprofessionellen Zusammenarbeit und Kommunikation zu entwickeln und dadurch zu einer Verbesserung der medizinischen Versorgung der Bewohner von Pflegeheimen beizutragen.

Design und Methodik

Die qualitative Multicenterstudie untersuchte in offenen Leitfadeninterviews mit Hausärzten, Pflegekräften, Bewohnern und ihren Angehörigen deren Perspektive hinsichtlich medizinischer Versorgung, interprofessioneller Zusammenarbeit und Versorgungskontinuität. Ergänzend wurden Arztbesuche im Heim beobachtet. Auf den Erkenntnissen aufbauend wurden in mono- und interprofessionellen Fokusgruppen hemmende und fördernde Faktoren für die interprofessionelle Zusammenarbeit diskutiert und Maßnahmen zur Verbesserung entwickelt. Diese wurden in einem Expertenworkshop weiter diskutiert und abschließend Strategien zur Implementierung festgelegt. In einer dreimonatigen Pilotstudie wurden die je nach Bedarf ausgewählten Maßnahmen in vier Pflegeheimen eingeführt und anschließend in Interviews im Wesentlichen positiv evaluiert. Alle Daten wurden mit qualitativen Methoden ausgewertet.

Ergebnisse

Das resultierende Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Zusammenarbeit umfasste: 1. die Implementierung von Zielvereinbarungstreffen, in denen alle Akteure übergeordnete Ziele und Vorgehensweisen konsentieren, 2. das Festlegen von Hauptansprechpartnern, 3. eine Unterstützung zur Festlegung von Bedarfsmedikation, 4. das Tragen von Namensschildern während des Hausbesuchs im Pflegeheim, 5. einen strukturierter Ablauf des Hausbesuchs. Der direkte Einfluss der Maßnahmen auf die Gesundheit der Bewohner soll in weiterer Forschung untersucht werden.

Veröffentlichungen

Interprofessional collaboration in nursing homes (interprof): a grounded theory study of general practitioner experiences and strategies to perform nursing home visits
Fleischmann N, Tetzlaff B, Werle J, Geister C, Scherer M, Weyerer S, Hummers-Pradier E, Mueller C
BMC FAM PRACT. 2016;17(1):123

Interprofessional collaboration and communication in nursing homes: a qualitative exploration of problems in medical care for nursing home residents - study protocol
Mueller C, Tetzlaff B, Theile G, Fleischmann N, Cavazzini C, Geister C, Scherer M, Weyerer S, van den Bussche H, Hummers-Pradier E
J ADV NURS. 2015;71(2):451-7

Förderer: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Laufzeit: 2012 bis 2015

Partner: Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen; Arbeitsgruppe psychiatrische Epidemiologie und demografischer Wandel, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim ; Abteilung Pflege und Gesundheit, Hochschule Hannover

Ansprechpartnerin: Britta Tetzlaff