Land- vs. Großstadtarzt:
Regionale Variation in der hausärztlichen Versorgung (Ambulante Versorgungsforschung Nord)
Ingmar Schäfer, Heike Hansen, Nadine Pohontsch, Agata Kazek, Hanna Hardt, Martin Scherer
Hintergründe und Ziele
Das Tätigkeitsspektrum von Hausärzten in ländlichen oder kleinstädtischen Regionen und großstädtischen Metropolregionen wurde bislang wenig beforscht. Es wird aber angenommen, dass das Gesundheitssystem einer Metropole andere Arbeitsbedingungen mit sich bringt, als z.B. eine hausärztliche Tätigkeit auf dem Lande. Nach wie vor ist wenig darüber bekannt, welche Aspekte, Barrieren und Bedarfe im Alltag der hausärztlichen Versorgung von Bedeutung sein könnten. Außerdem fehlt eine valide quantitative Datenbasis, um zu untersuchen, wie groß Unterschiede zwischen den Regionen Stadt, Umland und Land tatsächlich sind.
Design und Methodik
Zunächst wurde in Fokusgruppen mit Allgemeinmedizinern und deren Patienten in drei Regionen (Großstadt, Umland und Land) die subjektive Versorgungsrealität umfassend exploriert. In einem zweiten Schritt wurden diese Erkenntnisse des qualitativen Studienteils in einer standardisierten Befragung von Hausärzten und ihren Patienten genutzt und Unterschiede zwischen den Regionen hinsichtlich der Konsultationsanlässe und des hausärztlichen Patientenkollektivs quantifiziert. Ergänzend werden in einer Sekundärdatenanalyse Abrechnungsdiagnosen und abgerechnete Leistungen untersucht, um regionale Unterschiede im Versorgungsgeschehen darstellen zu können.
Ergebnisse
Es wurden 27 Fokusgruppen mit insgesamt 65 Hausärzten und 145 Patienten durchgeführt. Es zeigten sich aus hausärztlicher und Patientensicht regional spezifische Versorgungsprobleme. Die Hausärzte interpretierten ihre ärztliche Rolle je nach Region unterschiedlich. Zudem waren die von Hausärzten diskutierten Patiententypen teilweise von der jeweiligen Region abhängig. Für die quantitative Projektphase konnten 211 Hausärzte und 811 Patienten in die Studie eingeschlossen und befragt werden. Dabei wurden regionale Unterschiede in Konsultationsanlässen, dem Leistungsspektrum und dem Patientenkollektiv sichtbar. Die Arbeit am Sekundärdatenteil hat begonnen und wird voraussichtlich Ende 2017 abgeschlossen sein.
Veröffentlichungen
Förderer: KV Hamburg und KV Schleswig-Holstein
Laufzeit: April 2014 bis Juli 2017; seitdem Auswertungen aus Eigenmitteln
Kontakt: Ingmar Schäfer