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Das neue Hamburger Modellprojekt zur Verbesserung der Versorgung
von Menschen mit psychischen Erkrankungen (RECOVER)

Claudia Mews, Susanne Pruskil, Johannes Lüke, Anne Karow*, Martin Lambert*, Martin Scherer

*Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie

Hintergründe und Ziele

Eine große Anzahl von Menschen mit psychischen Erkrankungen, fehlende Therapieplätze, steigende Kosten – in Deutschland steht die Versorgung psychisch kranker Menschen vor großen Herausforderungen. RECOVER ist das Synonym für eine neue Versorgungsform, die durch die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zwischen dem (teil-)stationären und dem ambulanten Bereich die Versorgungslücken schließen wollte.

Ziel des durch den Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Projekts RECOVER war es, ein sektorenübergreifend-koordiniertes, schweregradgestuftes und evidenzbasiertes Versorgungsmodell zu implementieren und zu erproben, das durch eine bessere sektorenübergreifende Zusammenarbeit die Behandlungsqualität verbessern und eine wohnortnahe und gesellschaftlich eingebundene Versorgung der Patient*innen ermöglichen sollte.

Design und Methodik

Im Rahmen einer randomisiert-kontrollierten Studie wurden Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des RECOVER-Modells durch Vergleich mit der Regelversorgung untersucht. Für das Schnittstellenmanagement zur hausärztlichen Praxis waren Allgemeinmediziner*innen in das multiprofessionelle und interdisziplinäre AID & Care Team integriert. Sie waren verantwortlich für die hausärztliche Untersuchung aller Patient*innen und die Organisation weiterer Untersuchungen und Therapien bei Bedarf. Darüber hinaus koordinierten und leiteten sie die Zusammenarbeit in einem aufgebauten Netzwerk von hausärztlichen Kooperationspraxen und organisierten Informationsveranstaltungen, um die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zu fördern. Es wurde ein Netzwerk von 23 Kooperationspraxen aufgebaut.

Teilnehmende im Alter von 16 bis 79 Jahren mit psychischen Störungen wurden nach dem Zufallsprinzip entweder RECOVER oder der üblichen Behandlung (TAU) zugewiesen.


Geplante Ergebnisverwertung

Die Untersuchungen an den Patient*innen fanden vor Beginn der Intervention sowie nach sechs und zwölf Monaten statt. Die primären Hypothesen der Mixed-Model-Analysen waren eine Reduktion durchschnittlicher Kosten, die Verbesserung Klienten-relevanter Endpunkte und eine Verbesserung der Kosteneffektivität nach zwölf Monaten im Vergleich zur Regelversorgung. Die Auswertung der gewonnenen Daten erfolgte mittels deskriptiver und inferenzstatistischer Analysen sowie über qualitative Auswertungen von teilstrukturierten Interviews.

Ergebnisse

Zwischen dem 1.1.2018 und dem 31.12.2020 wurden n = 891 Patient:innen eingeschlossen (n = 477 in RECOVER, n = 444 in TAU). RECOVER war mit deutlich niedrigeren jährlichen Gesamtkosten (-22 %), Gesundheits- und Sozialkosten (-25 %) und Krankenhauskosten (-50 %) verbunden. RECOVER kann als Referenzmodell für umfassende und integrierte psychische Gesundheitsdienste empfohlen werden.Abschlusspublikation:

Website: Website: http://www.recover-Hamburg.de

Laufzeit: 2017-2020

Ansprechpartnerinnen: Susanne Pruskil und Claudia Mews