Aufgabenstellung des Projekts „TransFerGenderMed“
Ziel des Verbundvorhabens TFGM war der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse über förderliche und hemmende Bedingungen des Karriereverlaufs von Ärztinnen, insbesondere während der fachärztlichen Weiterbildung. Letztere findet in erster Line in weiterbildenden Krankenhäusern statt. Auf der Basis der Verknüpfung vorhandener Erkenntnisse aus den Bereichen Gender Mainstreaming, Karriereforschung und Strukturforschung mit praktischen Handlungsempfehlungen sollte ein gewinnbringender Wissenschafts-Praxis-Transfer erfolgen. Dieser Transfer sollte im Wesentlichen über folgende Maßnahmen stattfinden:
· Entwicklung von Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der fachärztlichen Weiterbildung und der Ablauforganisation in weiterbildenden Krankenhäusern auf Basis von Ergebnissen der bisherigen Forschungsvorhaben, bisher vorliegender Empfehlungen von diversen Organisationen und staatlichen Instanzen sowie aus anderen Forschungsvorhaben des In- und Auslandes (Teilprojekt Hamburg).
· Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für die Aus- und Weiterbildung von Ärztinnen und Ärzten mit dem Ziel einer besseren Einsicht in die Struktur des ärztlichen Arbeitsmarktes, den Mechanismen des Karriereverlaufs in der Medizin und somit einer chancenreicheren Konzipierung der individuellen Karrierestrategien (Teilprojekt Hamburg).
· Unterstützung bei der Organisationsentwicklung einzelner Krankenhäuser in Kooperation mit Vorständen und Personalvertretungen, mit dem Ziel der Ableitung generalisierbarer Strategien für eine genderoptimierte Gestaltung der Weiterbildungs- und Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern (Teilprojekte Lübeck und Leipzig).
· Bereitstellung einer Internetplattform für Ärztinnen und Ärzte im Allgemeinen und Chirurginnen im Besonderen mit dem Ziel, einen Erfahrungsaustausch von Ärztinnen und Ärzten zu Erlebnissen von genderbezogenen Karrierehemmnissen und Karriereförderungen zu ermöglichen (Teilprojekte Lübeck und Leipzig).
Das Vorhaben gehörte zum BMBF-Programmschwerpunkt „Frauen an die Spitze“.
Die drei Teilprojekte
Die Stärke des Transfervorhabens lag darin, dass drei jeweils interdisziplinär zusammengesetzte Forschungsgruppen ihre bisherigen Erkenntnisse und Erfahrungen miteinander vernetzten und dadurch eine ganzheitliche Herangehensweise garantiert werden konnte. Das Vorhaben beruht auf den Erkenntnissen aus den drei Teilprojekten der Antragstellenenden, nämlich KarMed Hamburg, KarMed Leipzig und FamSurg (Lübeck).
Das KarMed-Teilprojekt Leipzig untersuchte den Karriereverlauf mittels qualitativer Verfahren (Fokusgruppen mit Ärztinnen und Ärzten und Interviews von Ärztinnen und deren Partner/-innen (‚Doppelkarrierepaare‘): durchgeführt wurden 150 Interviews sowie 20 Gruppendiskussionen (vgl. www./spowi.uni-leipzig.de/~Karmed/ ).
Im Lübecker Vorhaben FamSurg war auf Grundlage einer quantitativen Befragung von Studierenden und einer qualitativen Erhebung unter Klinikärztinnen und -Ärzten ein ganzheitlicher Ansatz zur Karriereförderung von Chirurginnen und zur Etablierung von familienfreundlichen Strukturen in der Chirurgie erarbeitet und als Pilot umgesetzt worden (vgl. http://www.famsurg.de )
Das Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter den Förderkennzeichen 01FP1433, 01FP1435 und 01FP1437 gefördert.
Schwerpunkte der Hamburger Arbeitsgruppe:
Es sollten Handlungsempfehlungen für die fachärztliche Weiterbildung und die Gestaltung der Arbeitsbedingungen in den Weiterbildungsstätten entwickelt werden mit dem Ziel, Ärztinnen in der fachärztlichen Weiterbildung und ihrer Karriere zu fördern. In Workshops soll geprüft werden, inwiefern diese Handlungsempfehlungen von Verantwortlichen und Betroffenen akzeptiert bzw. ggf. modifiziert werden sollen.
Es sollte untersucht werden, welche Folgerungen aus den bisherigen standardisierten Befragungen der KarMed-Kohorte bei der Erstellung der Handlungsempfehlungen für die fachärztliche Weiterbildung von unmittelbarer Relevanz sind und somit in diesen aufgenommen werden sollen (https://www.uke.de/kliniken-institute/institute/allgemeinmedizin/forschung/karriereverläufe-von-ärztinnen-und-ärzten-während-der-fachärztlichen-weiterbildung.html).
Die Analysen der bisherigen Ergebnisse der KarMed-Untersuchung und allen bekannten Untersuchungen zur beruflichen Situation von Ärztinnen (und Ärzten) in der fachärztlichen Weiterbildung führten zu einer eingehenden empirisch begründeten Kritik der aktuell geltenden Weiterbildungsordnung, woraus sich wiederum eine umfangreiche Liste von Empfehlungen zur Optimierung der Weiterbildung ableiteten. Dieses gesamte Konvolut umfasst 205 Seiten. Es trägt den Titel: „Analyse der Qualität der ärztlichen Weiterbildung in Deutschland als Grundlage für Handlungsempfehlungen zu deren Optimierung unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte“.
Es umfasst u.a. eine Synopse der Ergebnisse aller empirischen Studien, die eine Benachteiligung von Ärztinnen im Vergleich zu Ärzten in Weiterbildung beschreiben, eine diesbezügliche tabellarische Synopse der Benachteiligungen (vgl. Anhang Synopse Genderunterschiede) sowie ein Thesenpapier mit 21 Thesen zur Situation und zu den Optimierungsmöglichkeiten von Ärztinnen in Weiterbildung (vgl. Anhang „Thesenpapier ärztl. WB“). Die kritische Analyse der aktuellen Weiterbildungsordnung wurde mit „alternativen“ ausländischen Beispielen angereichert und umfasst insgesamt 42 Seiten, die Empfehlungen zur Reform 22 Seiten. Aufgrund des Umfangs bzw. Detaillierungsgrades dieser „Handlungsempfehlungen“, wurde beschlossen, diese nicht in Buchform zu veröffentlichen, sondern stattdessen den Weg der Veröffentlichung von einzelnen Abschnitten/Themen in Fachzeitschriften zu wählen. Dies würde – so wird angenommen – die Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen bzw. vor allem wachhalten. Wir verweisen in diesem Zusammenhang auf die aktuelle Publikationsliste im Anhang.
Projektleiter
Prof. Dr. Martin Scherer