Großer Erfolg bei den World Transplant Games im australischen Perth für Hamburger Herztransplantierten
Frischgebackener Vizeweltmeister und UTC-Patientenbeirat Ralf Struckhof berichtet über die Weltmeisterschaften für Transplantierte
von Ralf Struckhof
Was für ein großartiges Erlebnis! Ich bin am anderen Ende der Welt in Perth, Australien. Gerade bin ich mit der deutschen Mannschaft in das riesige Optus-Stadion eingelaufen. Jetzt verfolgen wir den Einlauf der anderen Nationen von der Tribüne aus. Es folgen Hong Kong, Iran, Mexiko, Polen, Spanien, Südafrika, Thailand, Uganda, die USA und viele, viele mehr... Alle in ihren Nationaltrikots, mit Flagge und dem Schild mit dem Namen der Nation vorneweg, wie man es von den Olympischen Spielen kennt. Zum Schluss der Gastgeber Australien mit dem größten Team von 244 SportlerInnen.
Über 1.500 AthletInnen im Alter von 4 bis über 80 Jahren aus 45 Nationen und sind zu den 24. World Transplant Games nach Down Under gekommen, um eine Woche lang im April 2023 „the gift of life“, also das Geschenk des Lebens zu feiern. Denn das unterscheidet diese Veranstaltung von allen anderen: Alle TeilnehmerInnen haben sehr schwere Zeiten hinter sich, aber das große Glück, dass durch eine Organspende ihr Leben gerettet werden konnte.
Und man merkt es an der Atmosphäre: soviel Lebensfreude, Ausgelassenheit, die vielen fröhlichen Gesichter, dieses Gemeinschaftsgefühl – das findet man kaum irgendwo anders und darauf freue ich mich immer am meisten, wenn ich an internationalen Meisterschaften für transplantierte SportlerInnen teilnehme.
Ich treffe alte Freunde aus aller Welt und gewinne im Nu neue dazu. Man kommt sofort ins Gespräch, selbst wenn man keine gemeinsame Sprache hat. Transplantierte verstehen sich trotzdem, zur Not mit Händen und Füßen oder - ganz modern - mit einer Übersetzungsapp auf dem Handy.
Um Sport geht es natürlich auch. Jeder will der Welt zeigen, was nach einer Transplantation wieder möglich sein kann. Und um damit für Organspende und Transplantation zu werben, und um den vielen Menschen weltweit auf den Wartelisten auch die Möglichkeit verschaffen, ein neues, fast normales Leben zu beginnen und vielleicht auch bei den nächsten World Transplant Games dabei zu sein.
17 Sportarten werden angeboten, von der Leichtathletik über Tennis und Squash, Bowling und Darts, Radfahren, Schwimmen, Volleyball, Fußball und Petanque. Sogar ein Triathlon ist erstmals dabei. Es ist wirklich für jeden etwas dabei - an bis zu 5 Wettbewerben darf man teilnehmen.
Ich habe mich besonders auf das Race Walking gefreut. Es passt einfach ideal zu meinem neuen Herzen und über die Jahre habe ich darin einen guten Standard erreicht. Es ist nicht einfach, die strengen Regeln einzuhalten und trotzdem Geschwindigkeit aufzubauen. Dabei muss ein Fuß immer Bodenkontakt haben, der Fuß mit der Ferse zuerst aufsetzt werden, das Knie durchgedrückt und die Körperhaltung gerade sein. Probieren Sie das ruhig mal aus – gar nicht so einfach, oder?
Diesmal klappte es besonders gut: in einem sehr großen Starterfeld von 16 Gehern in meiner Altersklasse bei heißen 29 Grad kam ich hinter Milos aus Tschechien und vor Anthony aus Irland in neuer persönlicher Bestzeit von 33:08 min als Zweiter ins Ziel. Milos war immer unschlagbar und schaffte einen neuen Weltrekord für Transplantierte. Anthony jagte mich die 5km oder 12,5 Stadionrunden über die Strecke, kam aber bis zum Schluss nicht an mir vorbei.
Außerdem habe ich am 100m Brustschwimmen teilgenommen und bin mit meinem 4. Platz sehr zufrieden. Nur im Darts lief es diesmal gar nicht, sowohl im Einzel als auch mit der Mannschaft war bereits in der Vorrunde Schluss.
Die Woche verging wie im Fluge und schon wurde es Zeit sich zu verabschieden. Bei der Abschlussveranstaltung, dem „Great Aussie Barbecue“, wurde noch einmal ordentlich gefeiert, Kontaktdaten ausgetauscht und verabredet, dass wir alle gesund bleiben und uns bei den nächsten World Transplant Games in Dresden wiedertreffen.
Ja, tatsächlich finden die Spiele im August 2025 das erste Mal in Deutschland statt! Während der Woche hat das deutsche Team natürlich ordentlich Werbung dafür gemacht. Dabei hatten wir auch prominente Unterstützung: der Oberbürgermeister von Dresden Dirk Hilbert, der deutsche Botschafter in Australien Dr. Markus Ederer, die Honorarkonsulin für Western Australia Dr. Gabriele Maluga und Dr. Axel Rahmel, Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation, haben uns in Perth begleitet. Der Botschafter hat mir auch nach dem Rennen bei der Siegerehrung die Silbermedaille überreicht und dann haben wir zusammen mit dem Oberbürgermeister noch ein Foto gemacht.
Ausgerichtet werden die nächsten World Transplant Games von dem Sportverein für Transplantierte TransDia Sport Deutschland e.V. und der Stadt Dresden. Die Voraussetzungen für eine Teilnahme sind, dass die Transplantation mindestens 12 Monate zurückliegt und der körperliche Zustand stabil ist. Ein Transplantationsarzt muss im Vorwege bestätigen, dass man fit genug für die gewählten Wettbewerbe ist. Außerdem dürfen Lebendspender und Angehörige von Organspendern in eigenen Kategorien teilnehmen.
Qualifikationsnormen wie bestimmte Zeiten, Weiten oder Erfolge gibt es nicht. Hauptsache man hat nach der Transplantation wieder angefangen Sport zu treiben und trainiert regelmäßig. Es geht vor allem darum, dabei zu sein und sich dieses großartige Erlebnis nicht entgehen zu lassen.
In Perth hatten wir im deutschen Kader leider keine Kinder und Jugendlichen dabei. Auch in den Mannschaftssportarten waren wir nicht vertreten. Das müssen wir für Dresden unbedingt ändern!
Wer jetzt Lust bekommen hat, in Dresden dabei zu sein, kann gern mich oder TransDia ansprechen.
TransDia Sport Deutschland e.V. ist der Sportverein für Transplantierte und Dialysepatienten und richtet jedes Jahr Deutsche Meisterschaften aus. Ziele sind z. B., Transplantierte und Dialysepatienten zu Bewegung und Sport zu motivieren und die Öffentlichkeit für Organspende und Transplantation zu sensibilisieren. Außerdem organisiert TransDia die Teilnahme von SportlerInnen an European und World Transplant Games.
Ralf Struckhof
Webseiten-Hinweise zur weiteren Information:
E-Mail-Adressen zur Kontaktaufnahme:
rs.patientenbeirat.utc@gmail.com (Herr Struckhof als UTC-Patientenbeirat direkt)