UKE-Ärzte untersuchen Seeleute
Schiff statt Schreibtisch
Aufs Schiff statt an den Schreibtisch: Für ein außergewöhnliches Projekt haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKE jetzt ihren Arbeitsplatz gewechselt. Sie untersuchen Gesundheit, Ernährungsund Lebensstil von Seeleuten, die oft wochenlang unterwegs sind.
Seeleute an Bord von Handelsschiffen leben und arbeiten in einer herausfordernden Umgebung, stehen häufig unter Zeitdruck, müssen Lärm und Vibrationen ertragen. Dazu kommt die oft wochenlange, psychisch belastende Trennung von Familie und Freunden. „Um zu ermitteln, wie der Gesundheits-, Ernährungs- und Fitnesszustand der Seeleute an Bord tatsächlich ist, haben wir das Projekt ‚e-healthy ship‘ gestartet“, erläutert Prof. Dr. Volker Harth, Direktor des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM). „Ziel ist es, den Gesundheitszustand der Besatzung zu erfassen und das Gesundheitsmanagement auf Handelsschiffen dauerhaft zu optimieren.“
Zur Vorbereitung haben die UKE-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler zusammen mit den Projektpartnern – einem Softwareentwickler und zwei Hamburger Reedereien – Fragebögen entwickelt, Geräte getestet und Methoden geprüft. Im Mai ging es dann das erste Mal auf hohe See: Die Route auf einem Frachter führte vom griechischen Piräus über Barcelona und Rotterdam nach Hamburg. „Die Crew war sehr freundlich und kooperativ. Unsere Untersuchungen und Befragungen waren eine willkommene Abwechslung im Arbeitsalltag“, erzählt Dr. Susanne Langer-Böhmer aus dem ZfAM, die zusammen mit Asisstenzärztin Nicola Westerhoff zum Beispiel Blut abgenommen und Belastungs-EKGs durchgeführt hat. „Ich habe mich unter anderem mit der Hautbelastung durch UV-Strahlung und mit dem Umgang mit Ölen, Schmierfetten und Lacken beschäftigt. Wir waren erstaunt über den guten Hautzustand der meisten Crewmitglieder, Schäden durch UV-Belastung waren kaum zu erkennen. Vor allem asiatische Arbeiter achten – auch aus kulturellen Gründen – auf einen guten Sonnenschutz.“
Lebensmittelangebot an Bord optimieren
Ernährungswissenschaftlerin Priv.-Doz. Dr. Birgit- Christiane Zyriax hat die Abfragen zur Ernährung der Seeleute sowie zu Einkauflisten und Rezepturen der Schiffsköche konzipiert. „Die Ergebnisse werden uns wertvolle Hinweise liefern, wie das Lebensmittelangebot an Bord, aber auch die individuelle Speisenauswahl, optimiert werden kann.“
Die zweite Reise im Juli führte die Hamburger Wissenschaftler erneut durchs Mittelmeer, zwei weitere Fahrten folgen in naher Zukunft. Prof. Harth: „Das Projekt ist ein Meilenstein, das die gesundheitliche und präventivmedizinische Versorgung von Seeleuten auf ein neues Niveau heben wird.“ Gefördert wird es von der Europäischen Union und der Freien und Hansestadt Hamburg.
Weitere Infos unter
www.e-healthy-ship.eu
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Fotos: Dagmar Claussen, Eva Hecht (2), Anja Meyer, e-healthy ship/Felix Neumann, Andrey Kuzmin/stock.adobe.com