Transsein ist keine Krankheit
Ankommen im neuen Leben
Transgender, Transsexualismus oder kurz Trans bezeichnet Menschen, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen lassen oder deren Erleben nicht mit dem Geschlecht übereinstimmt, das man ihnen bei der Geburt zugewiesen hat. Transsein ist keine Krankheit, kann aber großen Leidensdruck verursachen.
„Trans-Menschen haben spezifische Bedürfnisse hinsichtlich der Gesundheitsversorgung“,
erklärt Dr. Timo Nieder. Der Psychologe leitet die Spezialambulanz für Sexuelle Gesundheit
und Transgender-Versorgung des UKE. Es ist das Herzstück einer bundesweit einzigartigen Einrichtung, des Interdisziplinären Transgender Versorgungscentrums. Elf Fachrichtungen (unter anderem Hormonsprechstunde, Brustzentrum, Urologie, Laserzentrum, Plastische Chirurgie, Phoniatrie) werden von dort aus angesteuert, um Trans-Menschen eine ganzheitliche Behandlung
und Betreuung zu ermöglichen.
Die Nachfrage ist groß, die Bandbreite der Behandlungssuchenden enorm. „Zu uns kommen Menschen, die psychisch vollkommen gesund sind, sich als Transgender identifizieren und nun eine Geschlechtsangleichung durchführen wollen“, berichtet Dr. Nieder. Andere seien durch Diskrimi nierungserfahrungen, aber auch durch die Transidentität selbst unter einem starken Leidensdruck. „Wenn Identität und Körper nicht zusammenpassen, kann dies zu Depressionen, Angst- und anderen psychischen Störungen führen.“
Was brauchen Trans-Menschen für sich persönlich, um ihr Leben als Mann oder Frau, dazwischen oder darüber hinaus, gut leben zu können? Müssen Eierstöcke und Gebärmutter entfernt werden, oder reicht es, wenn diese Organe durch die Hormonbehandlung „stumm“ geschaltet werden? Gehört zum Übergang (Transition) zwingend der Aufbau einer Phalloplastik? Fragen wie diese gilt es zu klären. „Ziel ist, dass die Betroffenen umfassend in ihrem neuen Leben ankommen.“
Er sei oft „überwältigt vom Mut, mit dem sich die betreffenden Menschen im Zuge ihrer Transition
für sich einsetzen“, sagt Psychologe Nieder. Jedes Coming-out erfordere Mut. „Es ist immer eine Entscheidung in der Unsicherheit, und doch haben die Betroffenen das Vertrauen zu sagen: Dies ist der richtige Weg.“
Die Spezialambulanz für Sexuelle Gesundheit und Transgender-Versorgung
im UKE erreichen Sie unter:
spezialambulanz@uke.de