Rundum Check

Wie gesund ist Hamburg? Das klärt derzeit die weltweit größte lokale Gesundheitsstudie "Hamburg City Health", die 2015 an den Start ging. 13 000 Frauen und Männer sind seither im UKE untersucht worden.

Ist die Halsschlagader verengt?
Diese wichtige Untersuchung wird bei allen Probanden vorgenommen

Manuela Barth ist heute eine halbe Stunde früher aufgestanden, hat nicht gefrühstückt und sich tapfer durch den morgendlichen Berufsverkehr bis ins Studienzentrum im UKE gekämpft – und das sogar freiwillig! Denn sie will dabei sein bei der bislang größten lokal angelegten Gesundheitsstudie, die das UKE initiiert hat.
„Als ich zum ersten Mal durch eine Kollegin davon hörte, habe ich mich direkt erkundigt, ob man sich auch freiwillig melden kann. Aber das geht ja leider nicht“, erzählt die 55-Jährige.
Wer mitmachen darf, entscheidet das Zufallsprinzip in den Einwohnermeldeämtern. Umso größer ist Manuela Barths Freude, als sie eines Morgens das Einladungsschreiben der Hamburg City Health Study (HCHS) im Briefkasten findet. Warum die Teilnahme für sie selbstverständlich ist? „Zum einen, weil ich gern meinen Beitrag zur Gesundheitsversorgung der Zukunft leisten möchte. Zum anderen sehe ich die Untersuchungen als persönliche Chance, mich auf Herz und Nieren überprüfen zu lassen.“ Insgesamt will das Universitätsklinikum 45 000 Hamburgerinnen und Hamburger im Alter zwischen 45 und 74 Jahren untersuchen und über längere Zeit beobachten. Im Fokus stehen 26 Erkrankungen – mit Schwerpunkt auf den häufigsten Volksleiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfall, Demenz und Krebs.

Prof. Dr. Tanja Zeller und Dr. Annika Jagodzinski

„Ziel unserer Forscher ist es, bestimmte Risikofaktoren, die Menschen krank machen, zu identifizieren und zu verstehen, inwieweit persönliche, soziale und biologische Voraussetzungen unsere Gesundheit beeinflussen, um zukünftig noch gezielter behandeln zu können“, erläutert Studienzentrumsleiterin Dr. Annika Jagodzinski. Maßgeblich initiiert wurde die Studie von UKE-Dekan Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus und dem Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums Prof. Dr. Stefan Blankenberg.

Mit der Messung des Knöchel-Arm-Indexes
können verborgene Verkalkungen der Beingefäße aufgespürt werden

Von Kopf bis Fuß

Was Manuela Barth heute im Epidemiologischen Studienzentrum erwartet, ist ein rund siebenstündiges, eng getaktetes Programm aus insgesamt 39 Untersuchungen. Um den intensiven Rundum- Check zu ermöglichen, arbeiten in der Studie fast 30 Kliniken und Institute des UKE interdisziplinär zusammen.
Bis zu 30 Probanden durchlaufen täglich die Medizintests und werden vor Ort durch speziell geschultes medizinisches Personal betreut.
„Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben“, sagt Manuela Barth nach der Blutentnahme. Bevor es im Ultraschallraum weitergeht, stärkt sie sich mit einem der bereitgestellten Snacks und heißem Tee – und beantwortet nebenbei via Tablet Fragen zu Vorerkrankungen, ihrem Lebensstil und familiären Vorbelastungen. Überrascht ist sie von Menge und Umfang der Befragung. Dr. Jagodzinski erklärt, wie es dazu kommt: „Um zu verstehen, wie sich gewisse Lebensumstände auf die Gesundheit auswirken, ist es wichtig, ein möglichst vollständiges Bild jedes Probanden zu erhalten. Dazu zählen Informationen über Ernährung und Bewegung bis hin zu Familie und Beruf.

Wie es um Manuela Barths Herz-Kreislauf- und Gefäßsystem steht, klärt anschließend eine Ultraschalluntersuchung der Hals- und Bauchschlagader. Der Zustand ihrer Beingefäße wird mittels einer speziellen Technik bestimmt, die die Blutflussgeschwindigkeit in den Beinen wiedergibt. Es folgen ein Ultraschall sowie Elektrokardiogramm (EKG) des Herzens und Tests der Lungenfunktion, des Augenhintergrunds und des Hautbilds. Auch der Zahnstatus wird genau untersucht. Zwischendurch finden diverse neurologische Testungen statt, um Mögliche Hinweise auf ein erhöhtes Schlaganfallund Demenzrisiko zu erhalten.

Nach einem kleinen Untersuchungsmarathon hat Manuela Barth es geschafft. Ihr Eindruck? „Intensiv, aber interessant und kurzweilig“, lacht sie. Nun sei sie gespannt auf ihre Ergebnisse, die sie in jedem Fall mit ihrem Hausarzt besprechen wird. Dass sie 2020 an der ersten Nachbefragung teilnimmt, steht für die berufstätige Frau schon heute fest. Schließlich will sie wissen, wie es mit ihrer Gesundheit weitergeht – und dafür sorgen, dass auch zukünftige Generationen eines Tages davon profitieren.

Viele weitere Infos zur Studie:

www.uke.de/hchs

Text: Nicole Sénégas-Wulf Fotos: Ronald Frommann